http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_52_1925/0332
ALFR. LANSCHE
(KLASSE PROF.
WENDE)
weckt. W eiliger wäre liier mehr gewesen, und
ein Abstrahieren von alledem an den künstlerischen
sowohl wie den geistlichen Dingen, was
den großen Wandlungen der Geistesgeschichte
unterworfen ist, würde die Betrachtungen des
gelehrten Abtes erst recht auf diejenige uberzeitliche
Höhe erheben, deren der bedeutsame
Gegenstand an sich unstreitig würdig wäre.
Viel eher kann man es schon begreifen, wenn
ein \ ertreter der Kirche den aus gänzlich unreligiösen
, ja antireligiösen Strömungen erwachsenen
Naturalismus des 19. Jahrhunderts für
unkirchengemäß erklärt, und auch Herwegens
Einwand gegen den modernen Expressionismus
— es handle sich dabei um subjektive Experimente
, denen keinerlei Gemeinschaftsgeist
zugrunde liege — hat seinen guten Sinn.
Überhaupt bietet die Schrift eine so offenherzige
und klare Erörterung der kirchlichen Einstellung
zu dem Problem der „Kunst im Heiligtum
", daß wir es uns nicht versagen können,
nachdem wir nun in dem einen Punkt unsere
abweichende Meinung formuliert haben, ihren
Gesamtinhalt. noch kurz zu überblicken. Der
Abt von Maria Laach wünscht für die kirchliche
Kunst einen angemessenen Mittelweg zwischen
Fortschritt (im Sinne der Vervollkommnung
) und Tradition, wobei er infolge seines
Ausgehens von objektiven Wahrheiten und Gegebenheiten
, genau geregeltem Kult und streng
bestimmtem Dogma das letztere Element, weil
es ein objektiv Gegebenes ist, höher bewertet
als den letzten Endes doch irgendwie subjektiven
Fortschrill. Die Kirche, sagt er, sei zu-
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