http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_52_1925/0333
HANS WENZ (KLASSE
PROF. WENDE)
gleich Ekklesia (Versammlungsort) und Basilika
(Königliches Haus): Gott bedürfe allerdings
unserer Zier nicht, dagegen bedürfe der Gläubige
einer Abgrenzung gegen das Wellgetriebe,
weshalb denn aller Naturalismus abzulehnen
sei. Das Häßliche habe im allgemeinen keinen
Platz in der Kirche, auch der Schmerz nur insofern
, als dabei das Überwinden des Leids deutlich
werde. Die Kirche stelle den Inhalt über die
Form, ohne aber diese vernichten zu wollen: die
zur Schau getragene Disharmonie der Moderne
offenbare gewiß nicht tiefe Natürlichkeit, sondern
einfach Unzulänglichkeit. Ein kirchlicher
Expressionismus sei schon deshalb unmöglich,
weil jener Kunstbewegung der Gemeinschaftsgeist
fehle. Der christliche Künstler aber müsse
aus dem Geiste der Gemeinschaft heraus schaffen
, habe die Aufgabe, diese aus irdischen Gebundenheilen
lösen zu helfen. Die Forderungen
an die christliche Kunst seien also Monumentalität
, Innigkeil, Maß, und für Deutschland im
besonderen: „Vermählung von altchristlich-römischer
Hoheit und mittelalterlich-germanischer
Gemütstiefe, gekrönt mit der vornehmen
Schönheit der Antike." In dem Kampf zwischen
„Antike und Germanentum", der auch
nach Herwegens Ansicht den Entwicklungsgang
der deutschen Kunst beherrscht, nimmt dieser
offenkundig Partei für die Antike, für das
Objektive, Typische, Gesetzhafte in ihr, für das
Johannei'sche „Wort" gegenüber der faustischen
„Tat"......
Auf die Sonderausführungen der Herwegen-
schen Schrift über die anregende Kraft der
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