http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_52_1925/0338
AUSSTELLUNG „BAYER. KUNSTHANDWERK" MÜNCHEN MAX WIEDERANDERS, AUSSTELLUNGSRAUM
ganz schlicht und zurückhaltend; die Forderung,
den alten Gartenbestand möglichst wenig zu
schmälern, verbot jede größere Ausdehnung.
Nur an ein provisorisches Gebäude wurde ursprünglich
gedacht, doch ist es fraglich, ob sich
noch jemand finden wird, der die Entfernung
des Baues nach Schluß der Ausstellung fordert.
Der Bau ist nicht nur eine wertvolle Bereicherung
der Ausstellungsmöglichkeiten in München
, auch seine städtebaulicheFunktion vordem
neuen Justizgebäude wird ihn, vom Botanischen
Garten aus gesehen, als unentbehrlich erscheinen
lassen. (Abb. S. 281 u. 296.) Im Innern erfreut
sofort die klare und wirkungsvolle Raumanordnung
. Angenehme Verhältnisse verbinden sich
mit einer zweckmäßigen Ausstattung. Überall
schlicht getünchte Wände, vor deren reinem
Weiß alle Dinge klar und farbig zur Geltung
kommen. Ohne Türen schließt sich ein Raum
an den anderen, verbunden durch Bogenölf-
nungen, die mit unglasierten Tonplatten von
schöner Schwingung und Profilierung verkleidet
sind. In der Flucht der Räume erscheinen diese
Bögen besonders reizvoll. Li allen Sälen dienen
als Fußbodenbelag die schönen Solnhofer Platten,
deren zarter, reich nuancierter gelber Ton wohltuend
mit dem kühlen Weiß der glatten Wände
und Decken kontrastiert. Hohe weiß gestrichene
Fenster, die bis zum Fußboden heruntergehen,
geben den Sälen eine Fülle von laicht. Alles
weist auf die Bestimmung des Gebäudes hin und
ist Ausdruck eines erfreulich sachlichen und
vornehmen Bauwillens.
Jeder der acht Ausstellungssäle wurde für eine
besondere Gewerbegruppe vorwiegend bestimmt
, für jeden einzelnen Saal war einem
Künstler die Leitung und letzte künstlerische
Verantwortung übertragen worden.
Vorhalle und Saal I sind vorwiegend der Baukeramik
gewidmet. Gebrannter Ton, glasiert
und unglasiert, findet als schönes und dauerhaftes
Baumaterial in neuerer Zeit wieder zunehmend
Anwendung. Seine Formung erfordert einen
geringeren Arbeitsaufwand als die Bearbeitung
von Haustein oder Holz; die Möglichkeit, aus
einer Form zahlreiche Stücke herzustellen,
282
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_52_1925/0338