http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_52_1925/0356
ARCH. WILHELM BÜNING-BERLIN
HAUS PHÖBEN. DER HAFEN
belebten Ufer, stellenweise mit hohen Baumreihen
bestanden, mußten Herrn Visser an seine
holländische Heimat erinnern. An der Stelle,
wo jetzt die schmucke Besitzung ein Bild der
Ordnung und Kultur darbietet, fand Herr Visser
die Ruinen einer Ziegelei mit Ziegelschuppen,
Arbeiterwohnhaus und anderen Uberresten von
Gebäuden, das ganze Grundstück mit Schutt
bedeckt, verunkrautet, mit Schilf und Spachtel-
halmen überwuchert. Dem Bauherrn erschien
es als eine doppelt lockende Aufgabe, diese Wüste
durch angestrengte Arbeit in ein blühendes
Fleckchen umzuschalfen. Er fand in Professor
Büning einen Architekten, der mit ihm in der
Richtung auf sachgemäße, möglichst aus dem
Gegebenen heraus schaffende Arbeitsweise übereinstimmte
.
Die Gebäudegruppe, die den Mittelpunkt der
Anlage bildet, wie aus der abgebildeten Vogelperspektive
zu ersehen, ist also keine nach einem
völlig neuen Plan unabhängig gestaltete Schöpfung
, sondern sie hat sich teilweise an vorhandene
Bauten angeschlossen, die allerdings mit
den Neubauten durchgängig mittelst des weißen
Bewurfes und der roten Ziegeldeckung in Übereinstimmung
gebracht sind. Nach dem Wasser
zu liegt die Gruppe der Wohngebäude: der
zweistöckige Kopf bau, der den Zugangsweg
flankiert, dahin ter ein einstöckiger Bau mit einer
von Holzsäulen getragenen Loggia nach dem
Garten und weiter zwei niedrige Flügel, die sich
um einen Rosengarten gruppieren, dort, wo ein
Arm der Havel als Hafen bis an die Gebäude-
gruppe herantritt. Getrennt durch den „Wohnhof
" zieht sich die zusammenhängende Reihe
der Wirtschaftsgebäude hin. Den Abschluß des
langgestreckten Hofes bildet das Taubenhaus,
das, wie die Abbildung zeigt, in der Mittelachse
der Zufahrtsallee zwischen den beiden Pfeilern
des Einfahrtstores als architektonischer Mittelpunkt
erscheint. Gerade in diesem Motiv bekundet
sich glücklich die Erzielung einer architektonischen
Wirkung unmittelbar aus denprak-
tischen Bedürfnissen heraus. Und dieses Gepräge
der Selbstverständlichkeit trägt die ganze
Anlage. Die weißen sauberen Höfe wirken allein
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