http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_53_1926/0056
HERMANN HALLER
HALB AK/T
wohnt und nngefüg es immer sei; es ist dies
starke große Ich der Stempel jeder Hodlerschen
Äußerung. So hat auch Buri nach langem
Suchen an Hodler sein Selbst aufgerichtet mid
seinem wortkargen Schweizertum die Sprache
gefunden: eine ruhige, feste Form, ohne das
Lodern des Genies, doch groß in der Schlichtheit
des Auf baus und der Farbe, Bilder einer
breiten, bäuerlichen Existenz, keines schlechter
als das andere, lauter fertige Dinge; ein Wesen,
an dem man wohltuendes Gefallen finden muß.
Segantini, um dessen Zugehörigkeit sich drei
Nationen streiten, ist um seines schweizerischen
Milieus willen wenigstens mit 2 Hauptwerken
aus reifer Zeit gut vertreten.
Seltsam berührt es, zu sehen, wie wenig Hodler
für die Folgezeit der schweizerischen Malerei
bedeutet hat. Man war doch geneigt, ihn für den
Umwandler seiner Zeit zu halten! Die Zukunft
wird sich gewöhnen, Hodler als künstlerische
Gestalt zu verehren, nicht aber eine Epoche
nach ihm benennen. Denn die neue Richtung
der Schweizer Kunst seit Hodler, mit Amiet
und Blanchet in vorderster Linie, verläßt seine
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