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LOTHAR SCHWINK
ZWEI MÄDCHENKÖPFE. WACHS
spannender in Isolde Kurz: „Stadt des Lebens"
(solch einen blassen Titel würde Stendhal verachtet
haben!) nachlesen kann. Sowie Stendhal
bei einer Novelle ist, fängt seine Psychologie
an zu schmarotzen. Die Situationen werden
auf die Spitze getrieben und gegeneinander gestellt
, das Wichtigste wird meist mit zwei Worten
erledigt und mitten in die brennendste Neugier
gießt er das Ol neuer Affekte. Aber nun
fühlt er sich auf sicherem Boden, er ist in dem
Florenz des 16. Jahrhunderts, wir gehen durch
seine Straßen, seine Paläste und Kirchen, wir
sehen die Menschen und in ihre Seele hinein,
wie es da flackert und brennt vor Lebensfreude,
Liebeshunger, Mordlust und Grausamkeit, alle
Register sind gezogen — und nun folgert Stendhal
: „infolgedessen mußten nun so wunderschöne
Bilder entstehn." Man fühlt, da sind
einige Zwischenglieder ausgelassen, aber Interruptionen
gehören nun mal zum Stil Stendhals,
und der Leser wird gern selbst ergänzen. Dann
folgen allgemeine Betrachtungen, darunter das
kostbare Wort: „Eine kalte Natur nimmt keine
Eindrücke auf. Die Gedankenverknüpfungen,
die drei Viertel vom Reiz der Künste ausmachen
, müssen den schönen Seelen einmal
bei Namen genannt werden; dann vergessen
sie jene göttlichen Gefühle nicht mehr, die
zum Glück in einer Sprache ausgedrückt werden
, die der Pöbel nie mit seinen seichten
Einwänden besudeln kann." Oder der Holm
über die Zahmheit der Gegenwart: „Das kommt
von dem großen Gesetz der Wohlanständigkeit,
das nichts als Angst vor der Lächerlichkeit ist,
die ihrerseits nur Mangel an Charakter ist und
dieser die Folge des moralischen Einflusses.
Die negativen Tugenden sind in Mode . . . ."
Hier steht auch die witzige Bemerkung, Luther
sei schuld, daß man jetzt immer nur Greise zu
Päpsten mache, während damals ein Leo X. mit
20 Jahren Kardinal und mit 30 Jahren Papst
wurde. Bei der Schilderung der einzelnen Stadt-
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