http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_53_1926/0138
standen, wohl aber eine Schilderung, die die Entwicklungsgeschichte
der altdeutschen Tafelmalerei
in gleitendem Fluß darstellt. Die Unterschiede
gegenüber der ersten Bearbeitung sind
wesentlicher Natur: Für das ausgehende 14. Jahrhundert
wird der Einfluß der italienischen Kunst
auf die deutsche stärker betont und während in
dem früheren Buch die Anfänge der Tafelmalerei
in einen einzigen Abschnitt zusammengezogen
waren, werden jetzt der Böhmischen, Nürnberger,
Bayerischen, Hamburger Malerei besondere Kapitel
gewidmet. Eine durchgreifende Bevision
seines Urteils nimmt der Verfasser auch bezüglich
der westfälischen Malerei vor; dies gilt besonders
von dem Meister Konrad von Soest, wie denn gerade
hier eine Menge neuer Namen auftauchen.
Die Stilunterschiede gleichzeitig lebender Meister
werden schärfer hervorgehoben (z. B. bei Lukas
Moser und Meister Franke), der Entstehung des
Schnitzaltars wird ein besonderes Kapitel gewidmet
, kurzum, man spürt fast auf jeder Seite die
verbessernde Hand des Verfassers. Auch die Abbildungen
, die um fast 100 Nummern vermehrt
sind, sind technisch stark verbessert. Am meisten
zu begrüßen ist die viel übersichtlichere Einteilung
des umfangreichen Stoffes, nicht nur nach
Zeitabschnitten, sondern auch nach den einzelnen
Meistern, nach Provinzen und Schulen. Vorbildlich
ist auch jetzt wieder des Verfassers klare
und sachliche Sprache. Mag Glasers Buch wyohl
auch kein abschließendes Werk sein, sein Ziel:
statt der Vollständigkeit im einzelnen den Zusammenhang
des Ganzen zu geben, hat es zweifellos
erreicht. Dr. M. Strauß-Worms
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