Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 53. Band.1926
Seite: 107
(PDF, 102 MB)
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OTTO D1X

Im Besitz des Wallraf-Richartz-Museums, Köln

MEINE ELTERN

das mit denen draußen nichts zu tun hat? Steht
er, obwohl er manchmal mitten unter den Leuten
auf seinen Bildern erscheint—so selbstverständlich
wie es nur je bei den Primitiven Mode war!
— nicht mit seiner Meinung völlig zur Seife,
die Dinge ganz allein für sich reden lassend? Er
malt die Dinge und Menschen, wie sie sind, wie
wir alle sie sehen, wenn wir es nur eingestehen
wollen. Das ist sein Verhältnis zu ihnen. Er
braucht das Publikum als Stoff, Motiv, Modell.
Und es braucht ihn. Denn nichts ist so notwendig
wie zu Zeiten eine scharfe Dosis Satire.
Wichtigstes Volksgesundungsmitte].
Allen seinen Gesichtern sind wir schon begegnet,
sehen sie täglich. Es sind Typen, drastische Stichproben
der Gesellschaft, des Fetipöbels, des Biedermanns
, der Gosse. In Parallele Hefe gegen
Hefe, Salonidioten, Inflationsfledderer, Ralfke

i

in Varianten. Egoistische Versimpelung, unfreiwilliger
Humor. Alle Phasen femininer Entartung
, von versteckt lüsterner Dämlichkeit bis
zu dreister Unverfrorenheit, von stupider Geilheit
bis zu bestialischer Dämonie, Laster in allen
Schattierungen mit schonungsloser, nottuender
Gerechtigkeit, höhnend demaskiert. Die Bestie
Mensch ist aus der Blütenlese unserer heutigen
Gesellschaft hervorgezerrt.

Es ist auch ein bestimmter Gesichtswinkel da,
ein Ausgangspunkt der geistigen Perspektive.
Der alte Arislokratenkampf aller Kunst gegen
den Bourgeois. Hier zwar nicht der Stich von
oben herab, wie ihn Shakespeare gegen seinen
Brutus führt, dafür um so derberer Kniestoß
von unten und so etwas wie der nachgesetzte
Refrain: Wenn man den Kerl an die Wand
schmeißt, ruft er noch „herein"!

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