Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 53. Band.1926
Seite: 110
(PDF, 102 MB)
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OTTO DIX

KRIEG

entrüsteter Kritik! Ein Bild, das in seiner brüsken
Ignorierung jeder ästhetischen Anstands-
regel neben — Grunewalds Karlsruher Christus
rangiert.

Wie schleimende ßlutspuren schweißt die Erinnerung
an diese Greuel in die Grotesken der
Nachkriegslypen herein....
Daneben entsteht ein so merkwürdiges Werk
wie „Tod und Verklärung" 1922, wo sich Tragik
und Komik volkstümlich banal kreuzen.
Gespenstergeschichte im zerhackten Rhythmus
einer Moritat. Ein Trauerzug an Warenhäusern
entlang. Köpfe, Palmen, Schluchzen. Der
Sarg mit der armen Mamsell. Man sieht sie
— Vision! — darin liegen, verwest wie schon im
Grabe. Und über dem Sarg schwebt sie. Schön
angezogen und hoch frisiert und in ihren Sonntagsstiefeln
und dem fatalen Vorstadtlächeln.

Verklärt, — so wie sie sich den ewigen Sonntag
denkt. Es ist etwas Blutendes, Anklägerisches
in all dieser Lächerlichkeit»
Man atmet befreit auf, wenn man von solchen
Eindrücken hinweg plötzlich auf eine harmlose
Heiterkeit stößt, so etwa wie bei dem köstlichen
Bildnis der Frau Ey, wo dem Künstler ein Barockschnörkel
durch den Kopf fuhr und er die
massigen Körperformen der Dargestellten in
dem Wallen eines Vorhangs wiederholend glossiert
, oder in dem Bildnis Herbert Eulenbergs,
wo ein feinpointierter Witz in der Tulpe seine
Spitze gefunden hat, die in ihrer Blumenunschuld
den Kontur des Embonpoints nachäfft.
Solche Scberze laufen so nebenher. Aber mehr
und mehr entwickelt sich Dix nach der Seite
einer tiefschürfenden Charakteristik hin. Das
erst kürzlich von der Mannheimer Kunsthalle

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