Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 53. Band.1926
Seite: 116
(PDF, 102 MB)
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Ubilistar mit Gefolge. Altbabylonisct

bittende, unterwürfige Menschen vor der allmächtigen
und doch gütigen Gottheit. Künstlerisch
stehen diese früheren kleinplastischen Werke
auf einer Höhe, daß wir annehmen müssen,
daß ihnen schon eine längere Kunstübung in
vergänglichem Material wie Holz vorausgegangen
ist. Wir bewundern einen weitentwickelten
Stil in der Darstellung der Tiere und Menschen.
Die nackten Körper sind lebenswahr durchgearbeitet
, die muskulösen Arme und die immer
im Schritt nach der Seite gezeichneten Beine
sind ebenso trelf lieh modelliert wie die meistenteils
in Vorderansicht erscheinenden Oberkörper
. Die Köpfe zeigen große Augen mit kräftigen
Brauen und Lidern, Haupt- und Barthaare
sind stark gelockt, die Gewandfalten werden,
wenn auch schematisiert, genau der Körperbewegung
angepaßt. Besonders naturwahr werden
die Tiere gezeichnet und modelliert. Seit der
Zeit Chammurabis (um 2000 v. Chr.) wird in
der babylonischen Kultur ein Rückgang bemerkbar
. Die in dieser Epoche zur Großmacht heranwachsenden
Syrer und Assyrer treten auch
in der Glyptik das Erbe
Altbabyloniens an. Ihre
Werke zeigen den deutlichen
Einfluß des kräftigen
überkommenen St i-
les, werden jedoch konventioneller
und streben
nach einer exakteren Stilisierung
des Siegelbildes.
Die Blüte ihrer Kunst
fällt erst ins neunte vorchristliche
Jahrhundert. Seit
dem fiühen zweiten Jahrtausend
ist die Einführung
der Radtechnik zu bemerken.
Sie war bestimmend für die
Verflachung in der Modellierung
der Körper und für die
Vorliebe des Ornamentalen.
Umrahmungen von Rosetten
und Perlstäben, die Füllung

Perserkönig mit Löwe,
Gefolgsmann mit Stier. Persisch

Dareios auf der Löwenjagd. Persisch

Dämon packt zwei Fliigelstiere. Assyrisch

jedes leeren Raumes durch ornamental wirkende
Andeutungen und Wiederholungen
geben den wappenartigen, immer flüchtiger gearbeiteten
Bildern ein dekoratives Aussehen.
Bei den Ägyptern läßt sich der Gebrauch des
Siegelzylinders nur in der frühesten Zeit nachweisen
und die eingeschnittenen Bilder bestanden
nur aus Ornamenten, Symbolen und hierogly-
phischer Schrift. Seit der vierten Dynastie (um
2500 v. Chr.) kommt hier eine der früheren
Zeit völlig unbekannte Form des Siegelsteines
auf, der Skarabäus, der an der Oberfläche die
Gestalt des Mistkäfers, eines den Ägyptern heiligen
Tieres, hatte. In die flache Unterseile wurde
das Siegelbild eingeschnitten. Die üblichen Materialien
für diese Skarabäen waren weiche Steine,
glasierter Ton, selten auch weiches Metall.
Von einer Jahrtausende umfassenden Entwicklung
der Sleinschneidekunst im Orient übernimmt
die älteste griechische, die kretischmyke-
nische Kunst, nur die technischen Errungenschaften
. Die eigene Begabung des Volkes im
Ägäischen Meere fand wie in der großen Kunst

auch in der Glyptik einen
selbständigen künstlerischen
Ausdruck. Und inhaltlich
trat an die Stelle
der unfreien Unterwürfigkeit
unter die überirdischen
Herrscher eine
jugendliche Frische und
eine Freude an der lebensvollen
Wiedergabe
der Natürlichkeit. Die
Darstellungen von Menschen
und Tieren sind — manchmal
allerdings auf Kosten
einer richtigen Anatomie
oder einer natürlichen Bewegung
— durchweg vorzüglich
dem ovalen, runden
oder seltener rechteckigen
Bildfeld angepaßt. Außer
den deutlichen Merkmalen

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