http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_53_1926/0168
ANSELM FEUERBACH
RÜCKENAKT ZUM „HAFIS"-BILD
gezogen zu haben. Er selbst schuf die Eni würfe
und ließ dann im Unterricht größere Kopien
malen, vielleicht sogar Teile der Fresken von
Schülerhand vollenden. Das Mittelbild, Maria
in der Glorie, und das linke Seitenbild, Maria
als Retterin der Seeleute, waren fertiggestellt,
als Feuerbach zu Couture kam. Das rechte
Seitenbild, Maria alsTrösterin der Unglücklichen,
befand sich eben in Arbeit. Es ist wegen seiner
vielfachen auffallenden Ubereinstimmungen mit
Feuerbachs Kunst bereits beachtet worden, ist
auch deshalb von hohem Interesse, da sich aul
demselben ein lebensgroßes Bildnis Feuerbachs
zeigt, ganz ähnlich der schönen, von Feuerbachs
Mitschüler Isakson dem Museum in Christiania
hinterlassenen Skizze von Couture. Freilich —
ob und wie intensiv Feuerbach selbst an dieser
dritten Freske sich beteiligte, ob nicht sogar
Einzelheiten derselben statt auf den Lehrer auf
den Schüler zurückgehen, weil eben diese merkwürdige
dritte Freske sich durch eine Reihe von
Vorzügen, vor allem kompositionell-räumlicher
Art auszeichnet, darüber genauen Aufschluß zu
erhalten ist unmöglich. Aber die gefundenen Skizzen
Feuerbachs (eine von ihnen nach seiner Gewohnheit
über einen männlichen Rückenakt gemalt
), die teilweiseWiederholungen aus Coutures
Fresken sind, und doch den breiten Schwung
derHafisszene nicht verleugnen, regen sehr ernstlich
dazu an, die soeben erwähnte Ansicht für
richtig zu halten. Feuerbach hat aus der linken
Freske den Schiffbruch auf kleinerem Format
in einer vereinfachten Komposition kopiert (er
ließ einen aus der Luft zu Hilfe eilenden Engel
128
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_53_1926/0168