http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_53_1926/0169
ANSELM FEUERBACH
STUDIENKOPF
anzuschließen, ein weiblicher Studienkopf von
rückwärts, und das Profil einer efeubekränzten
Bacchantin. Der erstere ist eine freie, nach
der Natur geschaffene Wiederholung des ruhenden
Mädchens auf dem Hafisbilde, doch reicher
und naturalistischer in der Auffassung, der
Rückenakt als Modellierung und als malerische
Leistung von einer Weichheit, Schönheit und
lebenswarmen Resonanz gehoben, daß die kritische
Erwägung bis zu dem hohei tsvollen Nacken
des musizierenden Mädchens auf dem „Gastmahl
des Plato" (unmittelbar vor der Alcibiades-
gruppe) gehen muß, um ein ebenbürtiges Vergleichsobjekt
zu finden. Die „Bacchantin", ein
fertiges Gemälde, lockerund mit frischem Temperament
auf die Leinwand geworfen, ist das
wohlbekannte Modell mit der Stumpfnase, das
als Orientalin hinter dem Hafis erscheint. Hier
kommt der Couturesche Einfluß schon zur Geltung
, mehr in der bräunlich-bläulich-schwärzlichen
Farbenmischung des Gewandes und des
Hintergrundes als in der Flüssigkeit der Pin-
selführimg. Der leichte liebenswürdig-neckische
Genreeinschlag geht eher auf Courbet zurück,
der erst kurz vorher die romantisch-sentimentale
Einstellung aufgegeben hatte. Ein drittes
Werk ist sodann gänzlich frei von fremdem
Vorbild, eine insbesondere für einen dreiund-
zwanzigjährigen Deutschen im Jahre 1852 ganz
ungewöhnliche und außergewöhnliche Darstellung
eines ruhenden weiblichen Aktes im Freien.
Wohl fehlt diesem hingestreckten Körper das
Pathos und der Emailglanz der Malerei der Ma-
netschen Olympia oder die flaumige Körper-
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