http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_53_1926/0186
LOVIS CORINTH BILDNIS GORGE
Staatsgalerie, München. Neuerwerbung
erwerbung getreten, ein mit aller Pinselkalligraphie
gestaltetes, edelsteinhaft köstliches Bild
„Ballpause", das in die Reihe der sogenannten
Schloßbilder gehört, die bisher in der Neuen
Pinakothek nicht vertreten waren.
In der Staatsgalerie fesselt zunächst eine Kopie
der bekannten „Schäferszene" des Rubens aus
der Alten Pinakothek, die kein Geringerer als
Wilhelm Leibi vor 1870 geschaffen. Sie ist
formatlich wesentlich kleiner als das Original,
aber sie gibt alles Entscheidende des Vorbildes,
indes durch Leibis Temperament gesehen. Parallelen
und Kontraste werden selbst noch in
der Schwarzweiß-Wiedergabe sichtbar. Früher
hat man Kopien im Werk eines Künstlers nicht
eben hoch geschätzt, man sprach höchstens einmal
von den Meisterkopien Lenbachs für den
Grafen Schack—heute hat man einsehen gelernt,
daß gerade durch das Medium der Kopie ein
Künstler Einblick gewährt in das, was sein Eigenstes
ist. Die breite Strichführung, die gar nicht
geleckte Wiedergabe des Originals, die Konzentration
auf das wirklich Wesentliche ist bemerkenswert
für Leibis Arbeit. Man würde trotz des
Vorbildes, von dem Leibi in keinem wesentlichen
Zug abwich, sofort seine Hand erkennen, das
Bild ist mehr Leibi, und zwar Leibi von seiner
charakteristischesten Seite, als Rubens.
Eine entscheidende Umgestaltung erfuhr der
dritte Saal der Staatsgalerie, wo Liebermann,
Corinth und Slevogt residieren; besonders geschah
dies durch die Einreihung von Werken
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