Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 53. Band.1926
Seite: 164
(PDF, 102 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_53_1926/0210
Kinderstudie von 1892 und „Drei Frauen im
Garten" von 1906.

Neben diesen Perlen der Ausstellung sieht man
von Kaspar David Friedrich an bis auf Slevogt,
Corinth, Liebermann und Kokoschka allerlei Bezeichnendes
und Sehenswertes. Da ist von Friedrich
ein temperamentvoll und tonschön gemalter
Waldbrand und eine feierliche Gruppe Tannen
im Schnee, von Carus zwei romantisch belebte
Bilder rheinischer Mittelalterlichkeit, von Rayski
ein lebensgroßer frühstückender Treiber nebst
Hund. Auch Defregger 1 ernt man in einem Bauernhof
von 1880 als echten Maler kennen, nicht
bloß als Gegenstandmaler wie im Kartenhaus
von 1898. Neben ihm hängt eine ebenfalls gut
gemalte Winterlandschaft von Christian Kröner
von 1873. Nochfünf Jahre älter ist das Bild „Am
Brunnen" von Ernst Schweinfurth, der zum
Freundeskreise des Grafen Schack gehörte und
in seiner Galerie mehrfach vertreten ist. Da
sieht man weiter von Nicolaus Gysis eine Krankenbettszene
(von 1871), von Hugo von Habermann
ein glänzend hingesetztes Selbstbildnis
(um 1890), von Albert Hertel eine Landschaft
bei Riva.

Von den Deutsch-Römern ist Heinrich Franz-
Dreber mit einer bezeichnenden romantischen
Landschaft von i84a vertreten, Feuerbach mit
einer in mattbraunen Tönen gehaltenen skizzenhaften
Versuchung des heiligen Antonius, die
an Tintoretto erinnert. Dann folgt Karl Schuch
mit einem reizvoll intimen Waldhmern vom
Flintersee von 1882. Gotthard Kühl lernen wir
in drei Stadien seiner Entwicklung besonders
vorteilhaft kennen. Da ist ein ganz frühes Bild
„Am Brunnen" von 1875 mit spießtragendem
Landsknecht, dann ein leicht und fein gemaltes
Pariser Promenadebild,das den Einfluß derfran-
zösischeu Malerei, besondersFortunys noch deutlich
aufweist, endlich ein Bild der Hof kirche aus
seiner Dresdner Zeit.

Von den Frankfurter Malern ist noch Otto Schol-
derer mit zwei duftig und sicher gegebenen

Frachtstücken — Apfelstilleben, Pfirsiche und
Levkoien von 1885 — vertreten. VonHansTho-
ma sehen wir vier Gemälde, darunter den besonders
schönenRhein beiSäckingenvon 1874. Endlich
ist von Wilhelm Trübner eine Gruppe von
fünf kleinen Bildern vorhanden, die von den
Badenden Jungen am Ufer 1871 bis zu zwei Bildern
des Stifts Neuburg vier Jahrzehnte seines
Schaffens umfaßt. Nicht zu übersehen ist das
pikante feine Bildnis eines Mädchens von dem
Kurländer Alphons Spring, der in München seinen
Wohnsitz hatte.

Schließlich sind außer dem älteren Karl Begas
- Bildnis Thorwaldsens — und Walter Leistikow
— Grunewald — noch die drei großen Berliner:
Liebermann, Corinth und Slevogt zu nennen,
die zum Teil glänzend vertreten sind. Von Max
Liebermann sehen wir zwei seiner saftig grünen
Wald- und Parkbilder, Werke des letzten Jahrzehnts
des noch immer rege schaffenden Malers.
Max Slevogt ist vertreten durch die frisch und
lebendig gemalte Jagdreiterin im roten Frack
(1906), dann durch ein klar und sicher hingesetztes
Fischstilleben, ein warmtoniges Gartenbild
von igo4 und den in trüben Tönen gemalten
Ansorge am Klavier. Lovis Corinth zeigt sich
von sehr verschiedenen Seiten: da ist eine sehr
lebendige trübfarbige Eisbalm von 1907, eine
leidenschaftlich temperamentvolle Kreuzigung
Christi in Halbfiguren von 1912 und ein wahres
Glanzstück: ein prachtvolles, von Farben strotzendes
„Großes Blumenstilleben" von 1923. Das
Blumenstück von Kokoschka, das offenbar unter
dem Einfluß vonMatisse entstanden ist, erscheint
matt neben der gewichtigen Gesamtausstellung
seiner Werke, die wir im vorigen Jahr an derselben
Stelle sahen.

Schon diese kurze Kennzeichnung wird zeigen,
daß die gegenwärtige Ausstellung in der Galerie
Arnold ein Ereignis seltener Art im deutschen
Kunstleben ist, das einen würdigen Uberblick
über wirkliche Malerei im 19. Jahrhundert gibt.

P. Seh.

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