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BEPPO STEINMETZ
TABARIN
BEPPO STEINMETZ
Zu den heutigen Impressionisten, die um den
Sinn ihrer Kunst mit aller Künstlerehrlichkeit
ringen, gehört Beppo Steinmetz. Er ist
1872 in München geboren; er war Schüler von
Marr in München, dann von Fehr in Karlsruhe
und schließlich der Academie Julien in Paris 1906.
Seit 1903 ist er Mitglied der Euitpoldgruppe.
In jedem seiner Bilder ist etwas rein Künstlerisches
gewollt. Und in diesem Wesentlichen
ist Steinmetz ganz selbständig. Im Aulbau des
Bildes „Am Tennisplatz", in der Gruppierung
der Figuren fühlt man den ernsten Willen zum
persönlichen Rhythmus. Bei einem andern Bild
„An der Seeterrasse" sieht man, wie bewußtes
Arbeiten mit den Urrichtungen ein Bild gleich
hebt und ihm den Anstrich von etwas Bedeutendem
gibt. Es ist interessant, das fertige Bild,
bei dem das tektonische, ich möchte sagen das
dekorative Element überwiegt, mit der Skizze
zu vergleichen. Weit mehr hat man bei der
Skizze den Eindruck des Unmittelbaren eines
auf Grund farbiger Reize gefaßten Bildgedankens
. Es kommt eine überdingliche Spannung,
ein Sprühen zustande, das dem ausgeführten
Bilde fehlt, das mir aber mit dem Wesen des Impressionismus
unzertrennlich verbunden scheint.
In erhöhtem Maße spürt man den Willen zur
großen Form, zum tektonischen Aufbau in dem
Gemälde „Picknick". Die feine Kultur der
Flächenspannungen, die Intervalle im Sinne
musikalischer Pausen fühlt, verfolgt Steinmetz
in seinem Bild „Im Kurpark". Und zu dieser
Gehaltenheit und Strenge der Flächenkomposition
paßt diese Gehaltenheit, diese Trockenheit
der Farbe. Betrachtet man nachher ein
Bild wie „Das Tennisturnier", vermag man
die Überlegung nicht zu unterdrücken, ob das
sprühende Spiel des Impressionismus und allzustrenge
Tektonik nicht einander widerstreitende
Elemente künstlerischer Gestaltung sind,
ob der Eindruck nicht ein reinerer würde, wenn
der „Bildgedanke" aus dem Umkreis des „Ma-
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