Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 53. Band.1926
Seite: 194
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tiker in innerster Nähe hat. Durch dergleichen
Proben steigert sich nur noch mehr die Bescheidenheit
und Bewunderung gegenüber einer
Geschicklichkeit, die ich jetzt nirgends mehr
bemerke. Übrigensbittich, dem „Photographen"
Hugo das Zeug nur ganz beiläufig in's Zimmer
zu stellen; mehr verdient's nicht, mehr
will's auch nicht sein.....

Statt im weichen Sessel, oben vor dem Kachelofen
bei Ihnen, sitz ich jetzt gefälligst wieder
im asketischen Rohrstuhl. Allerseits die herzlichsten
Grüße von

Ihrem getreuen alten Onkel Wilhelm.

Wiedensahl. 13. V. 1892.
Liebe Nanda!
Ein nettes Brief lein hast mir gereimt.
Vielleicht läßt unser goldiger Schmetterling,
der am End wohl nicht ganz so schlimm ist,
wie er manchmal zu scheinen beliebt, sich doch
noch ein ideales Fädchen ans zierliche Beinchen
binden, woran man ihn ein ganz klein wenig
halten könnte, wenn er gar zu unstet sehnsüchtig
herumflattert in Wind und Regen, die die Farbe
beschädigen.

Zeichnen, das wird schon wahr sein, will viel
geübt werden, bis man damit leidlich was sagen
kann. Die Muttersprache jedoch hat man von
frühauf hübsch plappern gelernt (und wie!),
drum wird man auch bald was recht hübsches
damit dichten lernen. Nur muß man sich umschauen
, besonders in der Näh', und sich innerlichsammeln
. Alle Dinge, die größten und kleinsten
, stehen ja da, bräutlich geschmückt, und erwarten
den Menschengeist, daß er sich mit ihnen
verbinde; und so kann man wohl sagen: Wer
eine hübsche Blume innig betrachtet und ihr
Bild heimführt in das Kämmerlein der Seele,
der darf sich nicht wundern, wemi die Folge davon
ein Gedicht ist.

Herzliche Grüße an Alle, besonders an Ferdi-
nanda, vom

alten nüdlichen, gemülhlichen, friedlichen

Onkel Wilhelm.

Wiedensahl. Januar 1893.

Prosit Neujahr!
Ob gut ob schlecht wird später klar.
Doch bringt's nur Gesundheit und fröhlichen

[Muth

Und Geld genug, dann ist's schon gut.

Es ist ein lobenswerther Brauch:

Wer was Gutes bekommt, der bedankt sich auch;

Denn wer ist so, daß er es nicht

Sehr gerne hätt, wenn er was Gutes krigt. —

Z. B. in dieser Winterszeit,

Wo's manchmal friert mit Heftigkeit,

Wie oft schon rief ich:

„Ja, was ist dies?
Was ist mit die Fieß'?
Ist's Holz, ist's Glas?
O, welch ein infames Gefühl ist das!"
Nun kriegt ich die mollige Unterlage
Und fort ist die hinterfüßliche Plage.
Drum schreibe ich:
„Meine lieben, charmanten
Flochzu^erehrenden Tanten,

Ich bedanke mich!"
Mit tausend Grüßen
Und warmen Füßen

Der Onkel Wilhelm

Mechtshausen. 28. XI. 1899.
Liebste Tante!
Ich danke Ihnen für die freundlichen Zeilen.
Ihr Kärtchen aus Niederland erhielt ich. Bahnhöfe
und Wirtshäuser werden dazumal hübsch
voll gewesen sein, und da ich mich nun mal von
meinen unbekannten Mitmenschen, denen ich
ja blos alles Gute gönne, nicht gern mehr drängeln
lasse, so bleibe ich daheim. Sie dagegen,
zur Belohnung Ihres größeren Mutes, haben in
Antwerpen viel schöne Vandyks gesehen, die
man sonst nicht beisammen findet. Diese Herren
von Ehedem haben ihr Sach zur Vollendung
gebracht. Darum wollen wir's den Epigonen,
wenn sie uns auch erst mal stutzig machen, doch
nicht verdenken, daß sie aparte Wege einschlagen
, um die Ellenbogen frei zu kriegen und sich
auch ihrerseits bemerklich zu machen, ohne
stets mit dem großen Maßstab gemessen zu
werden, wobei sie immer zu kurz kommen.
Aparte Kerls werden auch auf die Art was Erfreuliches
leisten können. Und dann überhaupt
die Welt hat Fieber. Unruhig, wie der Fieberkranke
, wirft sie sich von einer Seite auf die
andere, bis ihr auch hier wieder der Kopf zu
heiß wird. So geht's in Kunst, Politik, Philosophie
und sonstigen Dingen; und so wirds wohl
weiter gehen, so lange der Patient noch lebendig
ist.....

Mechtshausen. 2. II. 1902.
Meine liebe Nanda!
Ja, und der siebenzigste Geburtstag! Das ist so
eine Sach. Einem braven Bürgermeister zum

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