Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 53. Band.1926
Seite: 195
(PDF, 102 MB)
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Beispiel, der sich sein lebenlang geplagt und
geärgert hat, mag es zum Schluß seiner ruhmvollen
Laufbahn willkommen sein, wenn ihm
zu Ehren geredet, gegessen und getrunken wird,
und wenn er so Gelegenheit findet, sich gerührt
und herzlich zu bedanken. Bei mir aber, dessen
leichte Betriebsamkeit man schon mehr als genügend
gewürdigt hat, möchte doch eine solche
Leichenfeier bei Lebzeiten ganz und gar nicht
berechtigt sein. Uberhaupt, ist denn das Altsein
für die Leute, die damit behaftet sind, so was
extra Lustiges, daß man ihnen mit hoppheh!
dazu gratuliren kann? Ich finde nicht.....

Mechtshausen. 16. X. 1905.

Meine liebe Nanda!

Du möchtest etwas hören über schlichte Frömmigkeit
; ich will, wenn auch mit einigem Widerstreben
, dir zu sagen versuchen, was ich denke
darüber.

Gott, genannt Vater als Urquell alles Lebens,
der grundgute Wille im Gegensatz zum Eigenwillen
; der Unbegreifliche, von dem sich kein
Bild machen läßt, ist begreiflich erschienen in

Christo, der die armen leidenden Menschenkinder
brüderlich zu sich ruft und über Kreuz
und Tod hinaus ihnen nah ist mit seinem Geiste.
Ihm, dem höchsten Vorbild der Liebe, suchen
sie nachzufolgen in Demuth und Gebet, ohne
Askese, ohne die Freud an der Welt zu verlieren
, und gehen so der Ewigkeit entgegen in der
festen Zuversicht, dort ihr Theuerstes wiederzufinden
, das ihnen vorangegangen. Nicht durch
Lustbarkeiten, nicht durch Weihrauch und
äußere Zeremonien suchen sie sich zu betäuben
in ihrem Schmerz, sondern inwendig, wissen
sie, kommt das Reich Gottes. Goethe ruft sehnend
den Frieden in seine Brust; Schiller sagt,
daß die innere Stimme die hoffende Seele nicht
täuscht. Und gewiß, nur in der Tiefe der Seele,
mit Hilfe jener Kraft, die stärker ist als alle
Vernünftigkeit, kann Trost und Ruhe gefunden
werden. Mehr mag ich nicht reden darüber.
Unser Herbst hier kam naß und kalt und barsch;
schon hat ein kleines Schneegestöber die Kinder
ergötzt; weniger mich.

Wie oft muß ich denken an Dich! Herzliche
Grüße, auch an Nelly von

Deinem alten Onkel Wilhelm.

PIERRE AUGUSTE RENOIR GARTENPLASTIK. BRONZE

Im Besitz von Herrn Oskar Reinhart, Winterthur

*95 25*


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