http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_53_1926/0270
Grenze des Phantastischen gesteigerte Hände,
unter denen Musik gleichsam hörbar ausströmt,
in Hintergrund und Beiwerk aber eine solche
Fülle von Steigerungen, Parallelen, Verstärkungen
und Kreuzungen, und dies alles in einer so
reichen, meisterhaften Technik, die Oppenheimer
den Geheimnissen der deutschen Maler des
16. Jahrhunderts entwand, daß man wie vor
einem Rätsel steht. Man schaut zurück zu dem
etwas verzückten Bildnis Heinrich Manns von
1911 und zu dem auf starken sinnlichen Reiz
gestellten Porträt derDurieux und erkennt die
Weite des Weges in einem Jahrzehnt. Aber
man vermißt nicht minder die Spannung, die
zu dem überlebensgroßen Bildniskopf Thomas
Manns hin besteht, zu einem verblüffend sachlichen
, ernsten Werk, das Oppenheimer 1926
gelang. Die Quartette Heß, Klingler und das
Rose-Quartett hat Mopp in der Folge porträtiert
. Auch hier sind es nicht Bildnisse, die die
Physiognomien wiedergeben, sondern seelische
Porträts und Analysen. Deshalb sind auch alle
Linien und Flächen in ihren Beziehungen, ist
jeder Farbfleck in Hinblick auf das Bildganze
unendlich wichtig, denn hier will Mopp nicht
nur malen, sondern mit Formen und Farben
musizieren, und die Musiker selbst sind ihm nur
ein Vorwand. Wie sehr, das beweist das Ovalbild
, das die Hände des Klingler-Quartetts zeigt,
Hände, die sich um die Hälse der Instrumente
krampfen.
In dem monumentalen Wandgemälde „Das Orchester
" gipfelt Oppenheimers Schaffen nach
der Richtung seiner Malerei. Inmitten eines
MAX OPPENHEIMER
DER SCHREIBTISCH. 1915
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