http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_53_1926/0276
Verschleierten auf dem rauschenden Hochwasser
voll Geheimnis, wird die große Szene
bei dem Gehenkten mit der tierischen eklen
Menschenfresserin entsetzlich, — entdeckt man
wieder staunend in der Zisterne ein grinsendes
stummes Ungeheuer, oder lacht laut über die
Gänse, die unterm Bett im Freien goldenes Naß
schlürfen .... Doch genug. Die tausend Geschichten
und Gestalten beschreiben, hieße
ihnen das ganze volle Leben nehmen, denn
was ein Künstler wie Kubin erzählt, ist immer
Dichtung, ist nicht optisch-mechanische Reihung
von Tatsachen, ist das denkbar Entfernteste
von Kinematographie.
Kubin ist in der Tat ein Großer. Die „Rauhnacht
" sagt es klar und zwingend. Ich wüßte
keinen, der diesem unerschöpflichen Phantasten
die Wage halten könnte und gleichzeitig
ein so großer Meister der Zeichnung ist.
E. W. Bredt
ZUM AUFSATZ ÜBER DIE
NEUERWERBUNGEN DER BAYER.
STAATSGALERIEN (Februarheft)
Es war die Meinung ausgesprochen, die von Leibi
nach dem Schäferpaar von Rubens gefertigte
Kopie sei vor 1870 entstanden. Wie sich aber
aus den Kopierbüchern nachweisen läßt, hat
Leibi seine ganz als selbständiges Kunstwerk zu
wertende Kopie nach seiner Rückkehr aus Paris
im Herbst 1870 ausgeführt: sie ist unter dem
26. Oktober 1870 im Kopierbuch der Alten
Pinakothek eingetragen und unter dem gleichen
Datum eine Kopie nach demselben Bild, die
Theodor Alt gemalt hatte.
Gleichzeitig sei berichtigt, daß nicht die Menzel-
schen Erben in ihrer Gesamtheit seinerzeit der
Neuen Pinakothek die so wertvollen Bilder und
Studien Menzels geschenkt haben, sondern es
sich um die hochherzige Schenkung von Fräulein
Krigar-Menzel handelt. a. l. m.
MAX OPPENHEIMER AUS DEM BUCH „LEGRAND" (PAN-PRESSE)
Mit Erlaubnis von Paul Cassirer, Berlin
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