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Material vereinfacht. Diese Sichtung von fachkundiger
Hand bringt alles Wesentliche und alles
auch heute noch Lebendige aus Sandrarts umfangreichem
Werk. Auch wird man über Sandrarts
Leben und seine Bedeutung als Maler gut
unterrichtet und auf die Quellen aufmerksam
gemacht, aus denen Sandrart seinerseits schöpfte.
Die eigentliche Forscherarbeit steckt bescheiden
in den 1675 Anmerkungen. Hier werden die
zahlreichenlrrtümer und Verwechslungen richtiggestellt
, hier findet man die einschlägige Literatur
und die ergänzenden biographischen Notizen. Der
Kunstliebhaber aber wird Sandrarts sehr persönlichen
Text mit Vergnügen lesen. N.
Dr. Alfred Salmony, Chinesische Plastik,
ein Handbuch für Sammler. BerlinWös, Richard
Carl Schmidt & Co., 1925. 172 Seiten mit 1 agText-
abbildungen. Geb. M. 8.—.
Als 26. Band der Bibliothek für Kunst- und Antiquitätensammler
erschien das Büchlein von Salmony
. Durch den Rahmen der Sammlung ist sein
Charakter schon einigermaßen bestimmt. Es wird
der Versuch gemacht, den zugänglichen Stoff
wirklich historisch zu ordnen. Die Art der üblichen
Veröffentlichungen über chinesische Kunst,
die einige Dutzend mehr oder weniger bekannter
Abbildungen zusammenstellen und dann irgendeine
mehr oder weniger phantastische Einleitung
über China, seine Kultur, sein Schriftsystem, seinen
Ackerbau, seine Wirtschaftsverhältnisse und
noch einiges andere davorsetzt, war für diese Veröffentlichung
nicht angängig. Man ist dem Verfasser
Dank schuldig, daß er sich seiner Aufgabe
wirklich bewußt war. Selbstverständlich ist es
heutzutage noch nicht möglich, eine absolut zuverlässige
Geschichte der chinesischen Kunststile
zu schreiben. Ehe das möglich sein wird, muß
erst ein Grundstock von einwandfreiem, datiertem
Material vorhanden sein, nach dem man die einzelnen
Stücke einordnen kann. Aber auch der
Versuch ist auf diesem Gebiet schon anerkennenswert
; denn jeder Versuch führt die Wissenschaft
weiter, auch wenn er zunächst vielfach auf rein
persönlicher Beurteilung ruht. Natürlich ist eine
gewisse ikonographische Kenntnis Vorbedingung,
damit man in den einzelnen Fällen feststellen
kann, was dargestellt ist, denn auch das gibt in
manchen Fällen Anhaltspunkte für die Datierung.
In dieser Hinsicht dürfte noch manches zu wünschen
übrig sein. Daß z. B.Abb. 112 keinen Chinesen
darstellt, Abb. 108 keinen Kuanti, da dieser
immer bärtig ist, Abb .115 keine Göttin der Musik
— um nur einiges zu nennen — dürfte ganz ohne
Zweifel sein. Über manche Werturteile, bei denen
oft die Begeisterung stärker hervortritt als ihre
Begründung, kann man auch verschieden denken.
Namentlich dürfte es allmählich Zeit sein, das
Dogma von dem Verfall der chinesischen Kunst
JOHANNES SCHIFFNER MADONNA. HOLZ
seit der Sung-, ja T'angzeit, aufzugeben. Doch
das sind Einzelheiten, die ebenso wie gelegentliche
Unstimmigkeiten zwischen der Bezeichnung der
Abbildungen und ihrer Benennung im Text bei
einer künftigen Auflage sich leicht korrigieren
lassen. Der Verfasser ist im Fortschreiten begriffen.
Er bekennt offen frühere Irrtümer. Wer die
Schwierigkeiten des Gebiets zu würdigen weiß,
der wird diese Bekenntnisse verstehen, da Irrtümer
niemand erspart bleiben. Richard Wilhelm
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