Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 53. Band.1926
Seite: 233
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LOVIS CORENTH LETZTES SELBSTBILDNIS 1925

Besitzer: Frau Charlotte Corinth, Berlin

ZUM ALTERS STIL CORINTHS *)

Um 1911 wurde Corinth von einer tragischen
Verfinsterung betroffen, die sieh äußerlich
in einem Schlaganfall manifestierte, der ihn auf
das Krankenlager zwang. Diese Verfinsterung
war ein wachsender Zweifel an sich selbst. Sie
hatte zur Folge die Abkehr von der einstmaligen
Kraftgebärde der überquellenden Lebensfülle,
zutiefs t jedoch dieAuf hellung eines zweiten visionären
Gesichts, das noch zu deuten sein wird.
Somit war diese Umdüsterung tragisch nicht in
dem alltäglichen Sinne des traurigen Redauerns,

*) Für das frühere Werk Corinths verweisen wir auf die
illustrierten Aufsätze unserer Zeitschrift in den Jahrgängen
1902/5, 1907/8 und 1917/18.

sondern in des Wortes eigentlich erhabener Re-
deutung, als das Dasein eines Menschen, der die
Verkettung der Schicksalsgewalten an sich selber
erlebt hatte.

Zehn Jahre der Anerkennung und des Ruhmes
lagen hinter dem Maler. Jahre, in denen eine
starke Lebensfreude die tiefe innere Melancholie
bekämpft hatte. Leben und Werk wurden oft
zum dionysischenTaumel,um die heimliche Niedergeschlagenheit
nicht laut werden zu lassen.
Zuweilen drangen die dunklen Stimmen deutlich
an sein Ohr, aber mit einer bäuerlich-pro-
metheischen Sinnenfreude schlug sich der Künstler
stets von neuem in das Gefolge des ewig be-

Die Kunst fUr Alle. XXXXI. 8. — Mai 1926

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