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LOVIS CORINTH MÄDCHEN UNTER BLUMEN. 1911
Besitzer: Dr. Otto Ollendorf, Breslau
rauschten Gottes. Da warf ihn ein schweres
Leiden auf das Krankenbett. Wie Hölderlin
konnte er von sich sagen: „Mich hat Apollo geschlagen
."
Die Umdüsterung war ähnlich der, wie sie andere
Große im Zenith ihres Lebens betroffen hatte,
wie sie Shakespeare in späteren Jahren beschattete
, daß ihm der Wert unserer irdischen
Existenz plötzlich gering erschien —, wie sie
Goethe traf, daß er körperlich schwer erkrankte
und einen einsamen Kampf der Entsagungführte,
um die Hölle seines Innern nicht der Menschheit
aufzudecken und wie sie schließlich auch
den Maler aufs tiefste erschütterte und verwandelte
, dessen Verwandtschaft mit Corinih offenbar
geworden ist: Rembrandt. Aus dem Rem-
brandt, der sich, mit seiner Gattin auf dem Schoß
lachend demLeben zutrinkend, malte und dem
Greise, dessen erschüttertes, in die Grimasse getauchtes
Lachen in den Goldtönen des Selbstporträts
der Sammlung Carstanjen festgehalten
ist, spricht die gleiche Verwandlung.
Schwere Depressionen hatte Corinth sein Leben
lang zu überwinden gehabt. In seiner soeben erscheinenden
Selbstbiographie (Verlag Hirzel,
Leipzig 1926) schreibt er, daß kein Tag ver-
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