Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 53. Band.1926
Seite: 246
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LOV1S CORIJNTH GEORG BRANDES. 1925

Besitzer: Frau Charlotte Corinth, Berlin

Seine Religiosität war rein und einfach. Er sprach
nicht gerne von abstrakten Dingen, obwohl er
sich auch mit diesen auseinanderzusetzen wohl
versucht hat. Ihm offenbarte sich stark und untrüglich
das Göttliche in jeder Kreatur: er erkannte
es in der triebhaften Liebe und Leidenschaft
der Menschen, in ihren Kämpfen und
Schmerzen. Er war von dem unerforsch liehen
Willen überzeugt, dem Menschheit und Erdenschicksale
gehorchen, dem Weltgefüge und Geschichtswandel
unterstellt sind. Daher mochte
er es nicht, wenn die Menschen bedauerten, daß
dieser oder jener große Künstler früh gestorben
war. Er betrachtete es als den natürlichen Abschluß
dieses individuellen Schicksales, das er
für ebenso individuell bestimmt und unabänderlich
hielt wie alle Naturgesetze. Aus dieser Einstellung
heraus hat er sein Werk geschaffen. Es

ist weit mehr als der Ausbruch wilden Sinnenrausches
, oder als der künstlerisch gesehene Farbenzauber
einer schönen Landschaft. Aus dieser
Einstellung heraus wird man sich auch die Auffassung
der Bücher, die er illustrierte und die
Motive, welche er als Vorwurf für seine Illustrationen
herausschälte, erklären können. In der einfachen
Wiedergabe der vorgeschriebenen Hand-
lungen ist das Menschliche in seiner Begrenztheit
und Erdgebundenheit ohne Pathos erzählt,
ob es nun gilt, die Heilige Schrift, klassische oder
humoristische Werke zu illustrieren.
Das war das Hauptmerkmal seiner Persönlichkeit
: eine subtile Empfindlichkeit der Nerven,
die ganz unmittelbar reagierten. Corinth, durchaus
nicht wissensfremd, aber in seinen Urele-
menten unangetastet. Ein Künstler der, wie es
nur dem mit den Tiefen der Natur verbundenen

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