Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 53. Band.1926
Seite: 254
(PDF, 102 MB)
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wicklung durch die erschütternden Blätter seiner
Spätzeit bekanntgeworden, so beruht seine künstlerische
und entwicklungsgeschichtliche Bedeutung
für die schwedische Malerei doch ausschließlich
auf den früheren Werken. In ihnen zeigt
sich Josephson als ein ganz außerordentliches
Talent des malerischen Realismus, dem in der
„Schmiede" und der „FrauBagge" Meisterwerke
gelungen sind, vor denen man den Namen Cour-
bet aussprechen kann. In seinen aufgehellteren
Stücken folgt ihm Karl Wilhelmsson, dessen südliche
Figurenmotive in die grelle Buntheit nordischen
Sommerlichts getaucht sind. Die schwedische
Freude an bunten und kühlen Farbzusammenstellungen
ist aus Anders Zorns Bildern
bekannt, dessen schwedische Natur von der
Brillanz Pariser Malkultur gegenüber Josephson
einigermaßen international erweitert, zugleich
aber auch veräußerlicht wurde. Sein „Coquelin"
ist noch sehr sorgfältig in glänzend verstrichenen
Modele des Grau und Schwarz gemalt, während
„Der Omnibus" die vollendete Flottheit seines
unheimlich sicheren Pinsels zeigt, die ihn zu Unrecht
vor dem ernsten Josephson zum europäischen
Ruhme verhalf.

Eine besondere Gruppe unter den älteren Künstlern
bilden Prinz Eugen, Nils Kreuger, Karl
Nordström, Olaf Sager-Nelson und Eugen Jans-
son. Sie sind im Gegensatz zu der Internatio-
nalität Zorns stärker landschaftlich gebunden
mit einem Einschlag von Romantik, die aber
immer innerhalb des malerischen Mittels bleibt,
ohne schwächliche Anleihen beim Motiv zu
suchen. Richard Bergh, unter dessen vorzüglichen
Bildnissen das der „Julia Beck" zu den
bedeutendstenLeistungendes schwedischen Realismus
gehört, Oscar Björck und Ferdinand Boberg
vertreten eine Malerei von strenger Naturauffassung
und einer gewissenhaften, zumal
von Bergh großzügig gemeisterten malerischen
Durchbildung.

An führender Stehe unter den jüngeren Schweden
steht Leander Engström mit dem „Schneehuhnjäger
", dem „Wasserfall" und „Jäger" als
ein Maler, der aus der Wirklichkeitsgesinnung
der schwedischen Uberlieferung und ihrem Hang
zur ornamentalen Linienführung der Zeichnung
einen Stil geschaffen hat, der durchaus als national
anzusprechen ist. Der Expressionismus ist
vornehmlich durch Isaac Grünewald, dieHjerten-
Grünewald, Birger Simonsson, Gösta Sandels
(mit unverkennbarer Anlehnung an Münch in

der „Brücke") und in einer etwas aufgeregten
Oberflächlichkeit durch Gösta Hennings und
Georg Pauli vertreten. Diese Gruppe steht stärker
unter dem Einfluß der farbigen Experimente
der letzten Jahre, wie sie in Deutschland und
Frankreich in größerer Originalität und mit
stärkerer Wirkung versucht wurden.
Historisch und künstlerisch am bemerkenswertesten
ist die zeitige und entschiedene Hinwendung
der Jungschweden zur Kunst der neuen
Sachlichkeit. Zwei Pia uptgruppen haben sich im
Rahmen dieser j üngstenRichtungherausgebildet,
die „Italianisten" und die „Naivisten". Axel und
Vera Nilsson vertreten die ersteren. Zwischen
ihnen und Grünewald als dem Führer der Expressionisten
stehen einige sehr feine malerische
Begabungen aus der Nachfolge Cezannes wie
Torsten Palm und Hilding Linquist, Gideon
Börje, Arvid Fougstedt, Carl Ryd und Arthur
Percy, Gunnar Svensson und Fritiof Schüldt im
Vordergrund. In der Landschaft leitet Sigurd
Möller von Engström zu der neuen Auffassung
über, die in Otte Skiölds „Aussicht vom Atelier"
unverkennbar an die Spätromantiker des Biedermeier
anknüpft. Das schönsteBild dieser neuen
Kunst hat in Schweden Eric Hallström in seinem
„Stockholm" im Schnee" geschaffen.
Der Vertreter des „Naivismus" ist Nils von
Dardel. Bei ihm ist diese westliche Tendenz
des Infantilismus unverkennbar durch Anregungen
der schwedischen Bauernkunst auf
einen einheimisch-nationalen Nenner gebracht
worden.

Schwedens Malerei, die so lange von Deutschland
befruchtet wurde, ist in den letzten Jahrzehnten
stärker mit Paris verbunden gewesen.
Axel Lindmann und Carl Füll hatten ihm schon
vorzüglicheW'erke impressionistischer Malweise
zu verdanken. Neuerdings scheint sich, nicht
ohne Zutun von Larssons einflußreichen Zeichnungen
, eine ausgeprägtere Durchsetzung der
eigenen Tradition vorzubereiten. Sie verspricht
eine eigenartige Kunst, die ebenso landschaftlich
-schwedisch gebunden sein wird, wie die Malerei
der Altmeister Josephson, Zorn, Larsson
und Liljefors, ohne die lebenspendende Verbindung
mit der allgemeinen europäischen Entwicklung
aufgeben zu brauchen, die sich einer
künstlerischen Auffassung zuwendet, die an sich
der schwedischen Neigung zur Sachlichkeit der
Form und zur sicheren Einheit des Malhandwerks
entgegenkommt. Heinrich Ehl


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