http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_53_1926/0323
WILHELM HEISE
MORGEN LANDSCHAFT AM WALD
DER MALER UND GRAPHIKER WILHELM HEISE
Der in Wiesbaden (ig. Mai 1892) geborene,
in München tätige Maler und Graphiker
Wilhelm Heise ist außer mit Graphik und
Buchillustrationen noch kaum in die breitere
Öffentlichkeit getreten. Er gehört in die neue
Generation oder besser in jenen Teil einer neuen
Kunstbewegung, wo die Hoffnung auf neue Bildform
und Bildgesinnung sich mehr in der Stille
nährt und einen Weg zum Inhaltlichen und
einer vielleicht vorwiegend noch idyllisch gestärkten
Empfindung aus einer ebenso stillen
Selbstentfaltung mit echter Hingabe sucht. Dieses
Neue mag sich wieder sehr nahe mit lieber
alter Kunst berühren, mit solcher vor allem, wo
die anschauliche Nähe und der etwas miniaturige,
friedliche Zustand für die Betrachtung sich festgesetzt
und diese Dinglichkeit in schöner und
getreuer Spannung dem heutigen Anschauungsbedürfnisse
sich wieder sehr erschlossen hat.
Aber eben auf die neue und eigene Aktualität
des Erlebnisses kommt es an. Dieses Neue deckt
sich auch nicht mit dem Schlagwort von der
„neuen Sachlichkeit". Heise war an der Mannheimer
Ausstellung beteiligt, die unter dieses
Programm gestellt war; aber sein Schaffen und
wohl überhaupt die tiefere Möglichkeit, wieder
„dinglich" zu werden und die Fühlung mit der
Natur durch eine reinigende Rechenschaft wieder
zu bekommen, geht auf einer anderen und
hoffenderen Linie.
Seine „Nächtlichen Blumenstücke", von denen
bis jetzt sechs Blätter vorliegen, die gefesselte
Beseelung dieser Blätter dient sehr charakteristisch
zur Erkenntnis dieses Bildwillens. Wie
das Gestaltete hier entsteht, das fast etwas Symbolische
des Dunkels und des Hellen der Erscheinung
, die hingegebene lineare Bindung in
die dunkle Masse der Behaltung, ein Hinspielen
in Melancholie, die zum Stilleben neigt, das
sind Elemente eines Schaffens und figürlichen
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