Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 53. Band.1926
Seite: 284
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ANDRE DERAIN

Phot. Galerie Simon, Paris

WALDLICHTUNG. 1922

um ihn gesammelt, die die Ergebnisse des Meisters
ausbeuten, ohne doch eine Erinnerung an
einstige „Wildheit" als Schwerpunkt des Schaffens
in sich zu tragen. So verliert diese Matisse-
Schule nur zu bald die Physiognomie, die die
Anfänge des Führers hatten erwarten lassen. Jedoch
: die Qualität dieser Malerei ist vorzüglich.
Und sie vor allem ist die Liebe der Franzosen.
Schon aus dieser Entwicklungslinie läßt sich erkennen
, was für andere Konsequenzen die Franzosen
aus jenem Kernimpuls des modernen
Erlebens ziehen mußten als die Deutschen, —
die es immer tiefer in den Expressionismus
hineintrieb. Das verdeutlicht sich noch bei Be-
trach tung der andern t}~pisch französisch enLinie,
die sich an Derains Entwicklung darstellt. Der
war nach diesem fauvistischen Zwischenspiel in
jene große klassizistische Strömung zurückgebogen
, die seit Poussin ohneUnt erbrechung durch

Rokoko und Romantik hindurch die französische
Kunst bestimmt. Berührungen mit dem Kubismus
dienten Derain im Grunde nur dazu, seine
klassische Formensprache noch zu präzisieren,
sie auch räumlich zu klären. Er ist jener Richtung
nie absolut hörig gewesen. So konnte er
sich bruchlos bis zu seinem heutigen Schaffen
hinaufentwickeln, das in Bildnis und Landschaft
die überkommene Klarheit lateinischen Geistes
ins Bild überträgt und so noch reiner als das
des Matisse den französischen Genius verkörpert
.

Auch Derain hat breite Nachfolge gefunden.
Doch wäre es falsch, sie mit dem sogenannten
„Neoklassizismus" der letzten Jahre zu identifizieren
. Dieser war Reaktion auf Doktrinen und
nur allzuoft Sammlung um altvertraute Paniere
aus allgemeiner Unsicherheit heraus. Derains
Richtung, besser Malerei, wurzelt in der nie ab-

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