Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 53. Band.1926
Seite: 290
(PDF, 102 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_53_1926/0362
dekorativ deformierte Stilleben, die in streng
lokaler Tönung und Färbung und magisch zwingender
Konturierung den Wirklichkeitsgehalt
der Zeit in Form zu bannen suchen. Strengste
Askese in koloristischer Beziehung, schärfste
Konzentration auf die Klärung der Anschauung
in der dekorativ organisierten Fläche, das sind
die Merkmale seines heutigen Schaffens. Sein
Weggenosse im Kubismus, — der einzige Kubist
, der neben Picasso als selbständig gelten
darf, — Braque, entwickelt sich zu einem Kleinmeister
feinst gebauter Stilleben, die in Farbenklang
und Formharmonie eine schöne Einheit
bilden.

Dieser Dekorativismus, der die gesamte heu tige
Malerei in Paris — verheimlicht oder offen eingestanden
— durchschwingt, — erster Niederschlag
einer tieferen Einsicht in die formale Ver-
bmdlichkeit rein visueller Welterfassung —, dieser
Dekorativismus bricht sich aufschlußreich in
drei Künstlererscheinungen. Delauney findet in
ihm den Anschluß an seine „expressionistische"
Epoche. Dufy gelangt zu ihm auf dem Wege
über einedie Gegenständlichkeitdurchdringende

Ironie. Rein aus derVitalilät erwächst er beiLeger,
der im Heutigsten, im Formenrohstoff der Welt
die Elemente für seine plakatartigen Fleckenkompositionen
findet. Die folgerichtige Auswertung
dieser Impulse ist denn auch ihre Drucklegung
auf Stoffen und Tapeten, auf denen sie
sich als übertragbare Fresken wirkungsvoll ins
heutige Interieur fügen.

Wie reagieren die Ausländer, die sich im Pariser
Kuns tleben eingebürgert haben, auf diese Atmosphäre
? Bei dem Holländer Van Dongen ist die
Verfeinerung der Koloristik wohl das Bezeichnendste
, was Paris gegeben hat, während sich sein
nordisches Temperament gegen den hier obligaten
Klassizismus immer etwas sträubte. Der ging
diffuser ein in das Schaffen des RumänenPascin,
mengte sich aber in dessen nervöser Empfindlichkeit
mit dem prickelnden Spiel der Lichter
und Reize, eine Mischung, aus der heraus heute
seine delikaten, mit dem Flaut goutderDekadenz
gewürzten Bildnisse erstehen. Darf man Chagall
ins Pariser Kunstleben einbeziehen? Man wehrt
sich dort gegen sein ausgesprochen östliches
Temperament, und dessen Zähigkeit ist auch der

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