http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_53_1926/0366
MAURICE DE VLAMINCK
Phot. Galerie Bernheim jeune, Paris
LANDSCHAFT
abmalt und dabei eine Kühnheit der Farbgebung
bezeigt, die in den gemäßigten Zonen französischen
Geschmacks als unerhörtbezeichnet werden
muß. Dabei doch unter der entsetzenslauten
Form jene heimlichen Zauber der Nuancen
wahrt, die eben nur französische Malkultur zu
geben weiß. So wahrt also auch Rouault seine Berührung
mit der französischen Erde. Und das
sicherte dem Sechziger den späten Erfolg. Reicht
die von Derain verfolgte Linie bis auf Poussin
zurück, so darf auch Rouault auf Ahnen weisen.
Sein Erfolg hob sie aus der Uberschattung durch
die Klassik wieder deutlicher heraus.
Seit Rouaults Bannerergreifung wagt sich allüberall
die verheimlichte Romantik kühner hervor
. Oder nochmal! ist es ein Expressionismus?
Idyllik, in die die Schönmalerei einzuschlummern
drohte, romantisiert sich in etwa, und die Gesten
der Jungen zucken ihr entgegen. Unter anderen
Namen natürlich. Und auch unter anderer —
ausposaunter — Ahnenschaft. Kein anderer als
2
Cezanne soll der Begründer jenes Surrealismus
sein, der nach literarischem Vorkampf nun auch
seine malerische Gefolgschaft sammelt. (Zu wieviel
—ismen mußte der biedere Cezanne schon
Gevatterschaft stehen!) Wir verzichten darauf,
die letztmoderneTraumerzählerei des Surrealismus
analysierend zu erläutern. Zeige er uns Persönlichkeiten
! InMasson scheint sich eine solche
zu entwickeln. Seine Fantasmagorien von Wirklichkeit
und Traum sind auf kräftiges und zwingendes
Sehen aufgebaut, — Sehen alsUrakt der
Anschauung! — und entbehren nicht der malerischen
Reize. Wirklicher, kerniger, doch auch
voller Expression, erscheint Lanskoy, ein Russe,
dessen eigenwillige Raumfügungen und Farbenlagerungen
ein selbständiges Schalten mit der
Anschauungswirklichkeit verraten.
Die andere,derZeit wohl tiefer ins Herz stoßende
Entdeckung ist die Utrillos, besser die der Wirklichkeit
. Denn in Utrillo wird sie überzeugende
malerische Erscheinung. Erst heute, da dieEnt-
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_53_1926/0366