http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_53_1926/0374
ALEXANDER KANOLDT
LANDSCHAFT. LITHOGRAPHIE
ALEXANDER KANOLDT ALS GRAPHIKER
Alexander Kanoldt, der München leider ver-
il lassen hat, war ein entscheidender Faktor
innerhalb jener Wendung, welche die expressionistische
Malerei vor einigen Jahren nahm.
Jene Schwenkung ist zwar noch keine allgemeine
. Einheitliche Gesamtwendungen, die alle
Schaffenden ergreifen, gibt es in der Kunstgeschichte
überhaupt nicht, da Umstellungen
immer erst allmählich weitere Kreise ziehen,
außerdem ein Nebeneinander der Strömungen
entscheidend für das geschichtliche Leben bleibt.
Aber mit jedem Monat treten umfassendere Beweise
derjenigen These auf, die ich seit etwa 1920
immer wieder schriftlich vertreten habe: daß
die abstrakte D}rnamik des Expressionismus und
alles verwandten Strebens sich in eine gegenständliche
Statik verwandeln werde. Kanoldt war
einer der frühesten auf deutschem Boden, der
durch die Abstraktionskraft expressiver Kunst
hindurchgegangen, zu neuer Schärfung des
Gegenstandsgefühles schritt. Deshalb fühlten
sich andere Vertreter dieses Kunstwollens, soweit
sie in München schufen, zu diesem etwas
älteren, von eigener Bahn Kommenden hingezogen
, Maler wie Mense, Schrimpf, Davring-
hausen. Von der metallischen Klarheit und Härtung
Kanoldtscher Farben, der Reinheit des Lokalkolorits
, in das sich seine Farbe mit ihrer
disziplinierten Kraft auseinanderlegt, wobei sie
meist spezifisch bleibt, soll hier nicht gehandelt
werden. Aber in Kanoldts Graphik finden
sich entsprechende Eigenschaften: Die abstrakte
Kraft des Bildgefüges, wie sie kubistische Strebungen
erbrachten, denen Kanoldt irgendwie
eingegliedert war, ist als streng aufbauendes Bildprinzip
beibehalten. Aber sie ist nun mit neuer
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