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JOHANN FAßER
Hamburg,
leider wenig erhalten. Wir müssen zu seinen
Handzeichnungen greifen, um die Vorstellung
seiner Fähigkeiten lebendiger zu machen. Darunter
finden sich Blätter von einer Reinheit und
Zartheit der Linienführung wie das abgebildete
Noli me tangere, das eines Overbeck würdig
wäre. Die Tragik innerer Unzufriedenheit mit
der eigenen Leistung, Unfähigkeit eine Aufgabe
zum Abschluß zu bringen, Krankheit und ein
früher Tod verdüstern das Lebensbild dieses
reichbegabten Menschen.
Wasmanns Name ist seit der Berliner Jahrhundert
-Ausstellung vor allem durch seine Tiroler
Landschaftsstudien bekannt geworden.
Diese sind allerdings Zeugnisse einer für die
Zeit erstaunlich leichten Hand, die mit wenigen
Pinselstrichen die Farbstimmung einer Land-
o
schaft oder einiger Figuren festzuhalten weiß.
Wie sehr Wasmann dabei im Stil seiner Zeit
steckt, zeigen die sorgfältig durchgeführten,
charakteristischen Bildnisse, die in Meran dann
seine Hauptbeschäftigung wurden. Auch sie
ragen durch Wasmanns feines Farbempfinden
im Zusammenklang der Töne und in der Behandlung
von Beiwerk und Landschaft über den
Dmchschnitt hinaus.
LANDHAUS
Kunsthalle
Mit und neben der soebenbetrachteten K ünstler-
gruppe wirkt eine Reihe von Malern, die nach
dem frühen Tode der Nazarener die Entwicklung
in Hamburg weiterführt. Man kann sie unter
dem Namen des Künstlervereins zusammenfassen
, den die jungen Leute 1833 gründeten.
Für die hamburgische Kunst dieser Jahrzehnte
wird die Hinwendung zum Nationalen charakteristisch
. Zum Unterschied von den Akademiestädten
findet das Historienbild in Hamburg
keine Pflege. Stärker als in den vorangegangenen
Jahren setzt jetzt die künstlerische Eroberung
der Heimat und ihrer Bewohner auf dem Land
und an der See ein. Ihre Studienzeit in München
brachte die meisten der Hamburger Landschafter
und Sittenschilderer mit den gleichen Bestrebungen
der Süddeutschen in Verbindung.
Am stärksten verrät Hermann Kauflmann diesen
Einfluß. Zuerst reiner Landschafter, findet
er sein eigentliches Arbeitsgebiet in der Schilderung
von Szenen aus dem Leben der Bauern
und Fischer, wobei das Vorbild Bürkels nicht
zu verkennen ist.
Dem Künstlerverein gehörte als reges Mitglied
auch Otto Speckter an. Als Vierzigjähriger malte
er seine ersten Ölbilder, zu einer Zeit, in der er
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