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MAX PECHSTEIN
Glaspalast,
edler als Kampf und Krieg und Hetzerei und
Parteihader. Was aber eine (wenigstens halbwegs
) internationale Ausstellung über das wirtschaftliche
und politische Moment hinaus kennzeichnet
, was sie über diese Anschauungspunkte
weg notwendig macht, ist der Umstand, daß
noch jede internationale Ausstellung befruchtend
auf die nationale und lokale Kunstbetätigung
gewirkt hat. Solcher Anregungen bedarf
gerade die zu beq uemer Rast in der Tradition neigende
Münchner Kunst und gerade heute, wo das
Reisen und das Aufsuchen auswärtiger Kunstausstellungen
der Künstlerschaft ungemein erschwert
ist. In der Art, wie sich, links und
rechts vom Vestibül, ihre, der Münchner, Arbeit
und die ihrer näheren deutschen Gäste in den
Stramin einordnet, den die auswärtigen, speziell
die außerdeutschen Gäste bilden, ist eine der
interessantesten und zugleich amüsantesten Erscheinungen
des Glaspalastes. Darüber, d.h.über
das, was außerhalb der Kollektionen, von Mün-
3*
AM GENFERSEE
München
chen Bedeutsames, das Maß der approbierten
Tüchtigkeit Uberschreitendes, ins OriginaleVor-
stoßendes kam, ist noch ein Wort zu sagen, und
so kehre ich zur Inventarisation der Glaspalast-
Ausstellung von 1926 zurück.
Auf der Genossenschafts-Seite überwiegt das
Moment technischen Malens. Letzte Probleme
einer im Geistigen verankerten Kunst werden
hier nicht diskutiert. Es ist, auch bei den Jüngern
sehr viel Tradition vorhanden. Man muß
auf dieTraditionhin die Bilder Baierls oder Stahls
ansehen. Der Typ eines absoluten Malers ist
Konstantin Gerhardinger. Erstaunlich, wie ausgezeichnet
er auf dem etwas zu vollen Gemälde
mit den beiden weiblichen Akten die Details
durchführt. So ein Stück Fleisch ist mitunüber-
bietlicher Meisterschaft der Pinselführung und
der Palettenkunst hingestrichen. Aber auch ein
kleines Stilleben auf dem gleichen Bild oder ein
Stück StofF, ein Gobelin, eine Tasse, ein seidener
Schirm — alles unüberbietlich in malerischer
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