Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 53. Band.1926
Seite: 359
(PDF, 102 MB)
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eigentlich wissenschaftliche Erforschung den
Ostasiaten überlassen sollte". Verfügen sie schon
über die Fülle des örtlich gebundenen Materials,
so ist es zweifelhaft, ob ihnen die brauchbaren
methodischen Werkzeuge für seine Ausnutzung
ausreichend zur Verfügung stehen. Vorzug und
Wert von Salmonys Buch bestehen gerade darin,
auf Grund eines zwar beschränkten aber einwandfreien
, wenn auch nur in europäischen Sammlungen
vorhandenen Denkmälerbestandes und
also unter Ausschluß der einheimischen Monumentalwerke
durch eine vorsichtig gehandhabte,
dabei zuverlässige gelehrte Arbeitsweise den
Bruchstücken der Plastik aus Siam einige wesentliche
Antworten auf dringliche Fragen abgewonnen
zu haben. Wegen der historisch-politischen,
kulturellen, religiösen und vor allem völkerkundlichen
Verbältnisse des Landes muß sich die
Untersuchung auf Boden, Rassen und Religionen
Siams aufbauen. Der entwicklungsgeschichtliche
Ablauf in den Mittelpunkten dieser Kunstübung
Ligor, Prapaton, Sawankolok, Lopburi, Pitsanu-
lok, Sukothai und Ayuthia wird eingehend dargelegt
. Darauf fußen die Versuche der Datierung
und Lokalisierung der Skulpturen, die gewiß
nicht endgültig sein werden, die aber zum ersten
Male ordnend in Angriff genommen zu haben
das Verdienst des Verfassers bleiben wird. Anthropologische
Merkmale der verschiedenen Rassen,
die das Menamtal beherrschten, Steininschriften,
die Ikonographie der wechselnden Religionssysteme
, die Einflüsse des indischen Gupta und
Gandhara wie Chinas, die Auswirkungen nach
Hinter- und Südindien bis zu der von With beschriebenen
Kunst Javas sind die wichtigsten
historischen Fragen des Buches. Wesen und Wert
dieser im ausgezeichneten Sinne plastischen
Schöpfungen werden objektiv, ohne die billige
Verherrlichung übereifriger Ostasienmonomanen
gewürdigt. Salmonys Auseinandersetzungen sind
sachlich und gegenständlich. Sie beruhen dazu
auf einem vornehmen künstlerischen Verständnis
für die Eigenart dieser hervorragenden Werke.
Vorzügliche Lichtdrucktafeln veranschaulichen
in vollkommenster Weise die beschriebenen Bild-
nereien. Heinrich Ehl.

Deutsche Barockzeichnungen. Herausgegeben
von Th. Muchall-Viebrook. Delphinverlag,
München.

Der Verlag hat eine beabsichtigte größere Reihe
von Veröffentlichungen über die „Zeichnung"
mit diesem Band begonnen. Es kann als programmatisch
angesehen werden, daß zunächst ein
bisher unbeachtet gebliebenes Thema bearbeitet
worden ist, um die Notwendigkeit von systematischer
Erschließung des großen Gebietes der
Zeichenkunst darzutun. Der Autor war vor die
schwierige Aufgabe gestellt, erst einmal das Material
nach allen Seiten zu sichten und unter
Hervorholung des Wichtigen einen Überblick zu
gestalten, der einerseits alle künstlerischen und
technischen Richtungen zeigen konnte, anderseits
die geographischen Bedingtheiten deutlich werden
ließ. Muchall hat in einem Urwald die ersten
richtunggebenden Linien gezogen und ein ganz
abseits liegendes Terrain gangbar gemacht. Man
wird ohne weiteres zugeben, daß der Stoff anders
hätte gruppiert werden können, daß die Auswahl,
von einem anderen Kunstzentrum aus beurteilt,
anders ausgefallen wäre. Das sind jedoch die
Auswirkungen der bei solcher Stoffkondensierung
unvermeidlichen persönlichen Einstellung, die
den Wert der Leistung nicht ausschlaggebend
beeinflußt. Muchall hat sich bemüht, einen möglichst
objektiven Standpunkt einzunehmen und
an Hand dieser vorliegenden Arbeit ist es wesentlich
erleichtert, lokale Ergänzungen und Änderungen
der Betonung vorzunehmen. Es bleibt noch
zu sagen, daß der Verlag dem Werk eine vorzügliche
Ausstattung hat zuteil werden lassen und
den Anforderungen des Herausgebers, dem es
ersichtlich auf die Publikation unbekannten Materials
ankam, bereitwilligst nachgekommen ist.

E. Hanfstaengl

D e h i o, Georg, Geschichte der deutschen Kunst.
Text 3. Band, 2. Hälfte; Abbildungen 5. Band,
2. Hälfte. Berlin und Leipzig 1926, Walter de
Gruyter & Co.

Mit dem 8. und 9. Buche dieses Bandes hat der
Nestor der deutschen Kunstgeschichtschreibung
das großartige und großzügige, wahrhaft monumentale
Werk zum glücklichsten Ende geführt.
Er hat nicht nur der Fachwissenschaft, sondern
der Allgemeinheit ein Buch in die Hand gegeben,
das in klarster, eindringlicher Sprache allen Kunstfreunden
den unerschöpflichen Reichtum deutschen
Kunstschaffens seit den Anfängen bis in
den Beginn des ig. Jahrhunderts erschließt. Band I
führte in die Mitte des 15. Jahrhunderts, Band II
bis tief in das 15. und die erste Hälfte des dritten
Bandes bis zum Jahre 1530. So blieben dem letzten
Teil das 16. (seit 1530), 17. und 18. Jahrhundert
. Es ist eine historische und künstlerische
Würdigung, die überall ins Schwarze trifft, auch
da, wo einzelne Epochen, wie etwa die des Manierismus
, ein wenig summarisch behandelt werden
mußten. Das Verdienst um Klärung mancher
gerade für das 17. und 18. Jahrhundert schwankenden
Stilbegriffe kann gar nicht hoch genug
angerechnet werden. Die geistvollen Ausblicke
auch auf die geistesgeschichtlichen, politischen
und kulturellen Strömungen verstärken auch da,
wo bisweilen eine subj ektive Einstellung zu Widerspruch
zu reizen vermöchte, den Genuß des Lesens
und Studiums. Man wird von der lebhaften Beweglichkeit
der Darstellung um so mehr gefesselt,

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