Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 53. Band.1926
Seite: 364
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WILHELM FEHKLE

BILDNIS PROFESSOR WAGNER

Anders ist das beim weiblichen Akt. Das Weib
ist mehr Naturwesen, substanzieller, ungeistiger
und daher auch einheitlicher, als der Mann. So
kann sie aus der Idee der Natur aufgefaßt und
künstlerisch dargestellt werden. Nun gewiß: von
dieser philosophischen Begründung weiß der
Künstler Fehrle nichts. Aber sein gesunder Instinkt
sagt ihm, wo seine Grenzen und die
Grenzen seiner Zeit sind. Daß er sich nicht aus
erotischer Weichlichkeit und Bequemlichkeit
auf den weiblichen Akt beschränkt, zeigen seine
Bildnisbüsten. Da scheut er sich durchaus nicht,
den Mann darzustellen. Und mit welch eindringlicher
Kraft der Charakterisierung, mit welch
feiner Beobachtung, mit welch hinreißender,
plastischer Energie!

In seinen neueren Arbeiten rückt Fehrle der
Natur immer näher, ohne darum Naturalist zu

werden — wie denn die wahre Liebe zur Natur
niemals zum Naturalismus führt. Der Naturalismus
glaubt an den Zufall. Das echte, tiefe
Naturstudium aber führt zum Glauben an Gesetz
und Notwendigkeit. Wenn in den früheren
Werken Fehries die slilbildenden Kräfte oft
noch von außen herangeholt, an die Aufgabe
herangetragen waren, so werden sie nun immer
mehr aus der Aufgabe selbst entwickelt. Wie
in der Bronzestatue „Junges Mädchen" (1925)
jede einzelne Form aus dem Erlebnis dieser seelischen
Unaufgeschlossenheit herauswächst zu
einem voll und klar klingenden Eindruck rührender
Schönheit: das wird so kein anderer
Künstler gestalten können, das weist auf eine
nunmehr geschlossene und ganz aus eigenen
Kräften lebende Künstlerpersönlichkeit hin.

Wolfgang Pfleiderer

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