http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_55_1927/0042
C. F. SCHINKEL.
DER ABEND
NEUERWERBUNGEN DER BERLINER NATIONALGALERIE
Trotz Krieg und Geldentwertung hat die Nationalgalerie
zum großen Teil durch die Persönlichkeiten
Ludwig Justis und seiner Mitarbeiter
wesentliche Bereicherungen zu verzeichnen. Die
Republik brachte ihr als wichtigen Gewinn eine
Raum vergrößerung. Es war ein alter Plan Justis,
die moderne Kunst in einem besonderen Gebäude
unterzubringen. Er scheiterte bisher stets
an den Kosten, da der Messeische Bau für alte
Kunst, das Deutsche Museum, ungewöhnliche
Summen verschlang. Nun trat neben die für
moderne Bilder wenig günstigen Säle der Nationalgalerie
das ehemalige Konprinzen-Palais
mit seinen geschickten Raumdimensionen und
seinen gutbeleuchteten Sälen. Ein weiterer Gewinn
war eine größere — jedoch nicht zu überschätzende
— Freizügigkeit im Ankauf und in
der Aufstellung, der vor allem den Künstlern um
Liebermann und den Jüngsten zugute kam.
Auf der Jahrhundertausstellung 1906 wurde die
Öffentlichkeit zum ersten Mal wieder auf die
Bedeutung und Eigenart der deutschen Kunst
am Anfang des 19. Jahrhunderts aufmerksam
gemacht. Die Namen dieser Romantiker und
Nazarener hatte man zum Teil fast vergessen
und man erkannte nun, wie man die Werke
dieser feinen undstillenMalerunterschätzthatte.
So kam es, daß im let zten Jahrzehnt diese Epoche
der deutschen Malerei besonders berücksichtigt
wurde und daß sich die Galerie bemühte, die
große bestehende Lücke aufzufüllen.
Zu den frühesten neuen Stücken des Museums
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