http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_55_1927/0140
ZU DEN SIGNETEN VON EMIL PREETORIUS
Professor Emil Preetorius in München hat sich
vor mehr als anderthalb Jahrzehnten in der Öffentlichkeit
durch seine Plakate bekannt gemacht,
die von diskreter, harmonischer Farbigkeit und
von origineller Silhouette waren, witzig und auf
eine besondere, ich möchte sagen rheinische Art
humoristisch in Erfindung und Idee. Preetorius
gehörte damals der Gruppe „Die 6" in ihrem
ursprünglichen Ensemble an, er betätigte sich
also als Gebrauchsgraphiker und ist dieser Ausdrucksform
seines Schaffens auch seither treu
geblieben, hat aber, wie bekannt, auch als Schöpfer
sehr delikater Zeichnungen, die keinerlei Zweck
verfolgen, sondern um ihrer selbst willen da sind,
als geistvoller Illustrator wertvoller Bücher der
Weltliteratur, als Urheber wirkungsvoller Buchumschläge
und als Autor von Bühnen-Entwürfen
Bedeutsames geleistet. Seine Mitarbeit
an der Zeitschrift „ Licht und Schatten" hat
ihn dann ganz ins Schwarzweiß geführt, das er
u. a. in seinen schon vor ziemlich geraumer
Zeit entstandenen Illustrationen zum „Tartarin
von Tarascon" Alphonse Daudets glänzend beherrschte
, so daß man bei diesen Illustrationen
ohne die geringsten Bedenken der Farbe ent-
raten konnte.
Im Bahmen der Schwarzweiß-Gebrauchsgraphik
, die Emil Preetorius geschaffen hat, steht
an ganz hervorragender Stelle sein Exlibris-Werk
und die diesen Exlibris verwandten Verleger-
Signete und Firmen-Marken. Zwei Merkmale
charakterisieren diese Arbeiten: ihre hohe Sachlichkeit
im Thematischen und Formalen und
die damit zusammenhängende Prägnanz der Erscheinung
, das nachhaltige, kaum mehr zu verwischende
Erinnerungsbild, das sie vermitteln.
Wenn man sich etwa vorstellt, mit welchem
„Stimmungszauber" man landesüblich die zeichnerische
Nachbildung einer Buddha-Statue umgibt
und wie Preetorius diese Gestalt auf ein
Mindestmaß von Linien reduziert, ohne dabei
ihrem wie aus Weltentiefen und Weltenfernen
herüberwinkenden Wesen etwas schuldig zu bleiben
, wie er, ein mit groteskem Humor, mit Phantasie
in thematischer und formaler Hinsicht reich
begabter Künstler, sich diszipliniert, so hat man,
auf eine Kontrastwirkung gebracht, das Wesentliche
dieser Erscheinungsform seines Schaffens.
Dazu mag man noch die Stimmungsschwingung
von dem markigen, herben, ganz monumental
geschlossenen Verlagszeichen für F. Bruckmann
A.-G. bis zu dem aufgelockerten, heiteren, wie
ein Bokokonachklang anmutenden Bucheignerzeichen
Thomas Manns empfinden, und das
Bild des Exlibriskünstlers Emil Preetorius wird
sich schließen. Wolf
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