Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 55. Band.1927
Seite: 330
(PDF, 91 MB)
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her sein Dasein gefristet hatte. Er gewann den
Raum und lernte, die Gestalten sicherer in den
Raum zu stellen. Die Palette ist die gleiche
wie im „Bad der Diana", aber die Nuancen sind
ungleich reicher und nähern sich dem Reiz des
Kabinettstücks, wie Schack die „Schwemme"
nannte. Die Pferde haben nichts mehr von dem
Spezialismus des Pferdemalers, sondern sind
bei aller Natürlichkeit Träger eines Rhythmus,
der den Gegenstand des Zufälligen entkleidet
und ihn in eine biblische Legende verwandelt.
Das Bild blieb bis zum vorigen Jahr im Besitz
der Familie des Käufers, Baron von Biel in
Mecklenburg, der es 1863 für 500 Gulden kaufte.
Dieser Rekordpreis könnte falsche Vorstellungen
erwecken. Wohl durfte sich Marees damals
als erster Maler Münchens fühlen, und in
einem kleinen Kreis von Künstlern hat man
ihm diesen Titel nicht verwehrt, aber der Nimbus
blieb von materiellen Vorteilen unberührt.
Als 1864 Marees sein Bündel schnürte und sein
Atelier liquidierte, verschenkte er die meisten
Bilder, und die anderen wurden für fünfzig
Kreuzer bis zu fünf Gulden verkauft. Für das
„Bad der Diana" mußte Lindenschmit zehn
Gulden zahlen. Dann kam gar bald die Zeit,
da niemand außer Fiedler umsonst etwas von
ihm wollte, und das hat ohne Unterbrechung
bis zu seinem Tode gedauert. Am 5. Juni hat
sich der Todestag zum vierzigsten Male gejährt.

Julius Meier-Graefe

FRÜHJAHR SAUS STELLUNG
DER PREUSSISCHEN AKADEMIE DER KÜNSTE

Angesichts der 400 Gemälde und Plastiken, die
die achtzigjährigen Anerkannten derVergangen-
heit und die 25 jährigen Kämpfenden der Zukunft
umschließen, verspürt man kaum eine sonderliche
Erregung. Man durchschreitet die Säle, zuweilen
hält man interessiert inne, eine tiefe Betroffenheit
, die das große Kunstwerk auslösen
soll, stellt sich nicht ein.

Das mag nicht allein daran liegen, daß derartige
Kunstwerke überhaupt fehlen, sondern
mehr noch daran, daß der heutige Kunstbetrieb
eine völlige Ermüdung dem Ausstellungswesen
gegenüber gebracht hat. Das Tempo unserer
Epoche verhindert ganz das Einsetzen jener
Kristallisation, die zum Kontaktschluß und zur
Einfühlung erforderlich ist. Die Akademieausstellung
mag ein wenig blasser wie andere Jahre
sein. Der Grund der Enttäuschung liegt aber
nach wie vor an der schweren Krise des Ausstellungslebens
und des Kunstschaffens überhaupt
. Auch im Kunstschaffen muß jene schöpferische
Ruhe einsetzen, die eine Kristallisation
ermöglicht. Und nur diese wieder kann einem

Künstlergeschlecht Sicherheit und Gewicht verleihen
, die heute fehlen. Daß hier unter der
Oberfläche sich Dinge dieser Art vorbereiten,
kann man deutlich spüren. Und die Kraft des
Wollens, mit der alle Schaffenden gemeinsam
nach einem unbekannten Ziel streben, ist dieser
Hoffnung bestes Unterpfand.
Das Schwergewicht in den bildenden Künsten
hat sich im letzten Jahrzehnt stark in Richtung
auf die Plastik verschoben. Deutlich wird dies
auch in dieser Ausstellung. Die Plastik verdient
es, bei einer Besprechung der Malerei vorgezogen
zu werden.

An der einen Mittel wand des großen Saales steht
EdwinScharffsHindenburg-Büste. Uberlebensgroß
, stellt sie eine glückliche Vereinigung von
Monumentalität und ziviler Menschlichkeit dar.
Es ist ohne Zweifel die beste Büste, die bisher
vom Reichspräsidenten gemacht wurde.
Im gleichen Raum befindet sich das große Gipsmodell
„Kriechende" von Georg Kolbe. Sie
soll in Stein für den Hamburger Stadtpark ausgeführt
werden. Sie geht weit über das Tänze-

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