Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 58. Band.1928
Seite: 103
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richtig und von vorbildlichen Leistungen abgeleitet
erweisen.

Auf dieser Basis arbeiten auch die heutigen Spielzeug
-„Konstrukteure". Es ist bedauerlich, daß
den Spielzeug-Heimarbeiter seine einstige Phantasie
verlassen hat, daß er nicht mehr den eigenen
Vorstellungskreis besitzt, aus dem heraus er Varianten
der Grundformen, Nuancen, kleine
Schnörkel, möchte ich sagen, findet, sondern
daß er stumpf und betriebsam, nur auf möglichste
Quantitätenerzeugung erpicht, herstellt, was ihm
der Verleger aufträgt. Deshalb muß eben der
Künstler eingreifen. Viele deutsche Kunstgewerbeschulen
, voran Dresden, Nürnberg und
Stuttgart, die durch ihre geographische Lage in
oder nahe an Hauptgebieten der Spielzeugherstellung
dazu besonders berufen sind, haben heute
eigene Unterrichtsklassen für Spielzeug-Gestaltung
eingerichtet; ausgezeichnete Künstler wie
Winde in Dresden, Max Körner und Otto Gradl
in Nürnberg, Rochga in Stuttgart usw. sind dafür
tätig. Ein Idealzustand ist es, wie gesagt, nicht,
daß Kinderspielzeug, das ursprünglichste Luxusstück
gegenständlicher Formgebung, nicht aus
dem künstlerischen Gestaltungstrieb des Volkes
herauswächst, sondern ihm von oben her, von
Meistern der Formgebung, aufgepfropft wird.
Natürlich kann unter solchen Umständen auch
die Naivität der Form, die die besondere Erscheinung
des kindlichen Spielzeugs ist, nicht statthaben
. Primitivität wird hier durch Stilisierung
erreicht. Und es ist doch zweierlei, ob das spielende
Kind ein Scheit Holz als Baum empfindet
und anspricht, oder ob ein Künstler eine Stange
grün anstreicht und eine Pyramide an die Spitze
klebt und dies dem Kinde als Baum in die Hand
gibt. Aus der Phantasie geflossene und aus Stilisierung
gewonnene Vorstellung eines komplizierten
Gegenstandes, vorgetäuscht von einem primitiven
Ding, ist eben etwas Grundverschiedenes.
Trotzdem sieht man keinen anderen Weg, die
Spielzeuggestaltung, die immer noch unter den

ZOO-WERKSTÄTTEN, MÜNCHEN STAATL. KUNSTGEWERBESCHULE STUTTGART

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