http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_59_1929/0055
interprelen ins Zeug geht, so entschieden zu
erklären wagt, es gäbe überhaupt keine Form,
die nicht irgendwie aus der Nalur abgebildet sei
(wohlgemerkt: die Architektur bleibt ja ganz
außer Betracht — natürlich ein empfindlicher
Mangel des Systems!), für den bildkünstierischen
Naturalismus freundliche Worte finden muß,
liegt auf der Hand. Um so sorglicher hütet er
sich vor jedwedem Paktieren mit dem „Materialismus
", den er für „uneuropäisch" erklärt,
wie er denn auch überall nach dem „Sinn" der
Kunstwerke fragt. Hierher (selbst politische
Momente könnten mitgewirkt haben) gehört
dann wohl auch die beinahe an das „l'art
pour l'art" grenzende Verachtung der „Massen
", verwunderlich genug im Munde eines
Autors, der so oft das Diktum aufstellt, das
Publikum sei in seinem Urteile letzterdings
unfehlbar.
Sehr viel Verständnis bezeigt Roth für die
Kombinationen verschiedener Künste miteinander
. Daß auch der Tanz eine solche Kombination
darstellt und zwar ein durch Musik angeregtes
bildkünstlerisches Erlebjüs, scheint er
mir sehr gut erwiesen zu haben. Aber auch die
um das (gesprochene, vor allem jedoch agierte)
Drama gruppierten Gesamtkunstwerke analysiert
der Autor mit vielem Feinsinn: daß im
übrigen auch hier die Bildkunst stets ein integrierender
Bestandteil der Gesamtwirkung
bleibt, bedarf ja wohl keiner besonderen Hervorhebung
.
Für eine von Roth versuchte Wertabstufung
zwischen den Künsten (bei der die Poesie den
ersten Rang zugewiesen erhält), auch für die
emphatische Unterscheidung von „Fort-" und
„Rückschritt", bekenne ich, kein Organ zu besitzen
. Seine Bemerkung, daß es sich bei so
mancher modernster Gedankenkunst um „Hirngespinste
des einsamen Ateliers" handelt, ist an
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_59_1929/0055