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KARL HOFER. DER WILDERER. 1928
einen, der gleiches sucht. Er folgt dann mit
Weiß zusammen KalckreuthundPoetzelberger
kurze Zeit nach Stuttgart, lernt dort wohl den
gleichaltrigen, friihverstorbenen Hblzelschüler
Hans Briihlmann kennen, für den die Begegnung
wohl wesentlicher blieb als für Hofer.
19°3 gent er mit Hermann Haller nach Rom.
Hier findet er jetzt einen monumentalen Stil:
es entsteht die große Folge von Bildern stehender
und sitzender Frauen am Meer oder vor
hügeligem Land, Akte vor dunklem Grund mit
scharfer Betonung des reinen Umrisses, dessen
Linie langsam, fast müde fließt. Die Form ist
bedingt durch das Werk Hans von Marees, aber
das Seelische ist anders, hoferisch melancholisch,
und auch die Geste, der Ausdruck der Linie
im Wert dieser inneren Haltung. Der Ton
liegt seit Anfang bei Hofer immer auf der reinen
menschlichen Gestalt. Der Ateliergenosse
Haller war an der Stilbildung sicher nicht unbeteiligt
, aber es scheint, daß der Maler der
Führende war, da die Art des Bildhauers, seit
er eigne Wege ging, so sehr sich der römischen
Periode entfremdete. Die Formensprache hat
sich seitdem noch manches Mal gewandelt, aber
das, was die Sprache sagt; der Charakter seiner
Menschen ändert sich nicht mehr, sie sind still,
fast regungslos; verschlossen, fast dumpf; ruhig
daseiend, leise melancholisch. Die Kunstkritiker,
die diese Bilder damals sahen, sprachen von
„neuem Deutsch-Römertum", sogar „von erfülltem
Marees".
Dann folgt 1908 Rückkehr nach Paris und
Wirkung des Werkes Cezannnes, bei dem er
nicht das Impressionistische sucht, sondern die
tektonische Gestaltung, die weiter, strenger
durchgeführt noch in den neuesten Bildern
Hof ers lebt.
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