Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 60. Band.1929
Seite: 52
(PDF, 75 MB)
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Varia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Public Domain Mark 1.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_60_1929/0076
diesem Gesichtspunkt wird man der mit Klinkern
umkleideten Haupthalle von Stadtbaudirektor
Abel eine gewisse Wirkungskraftnichtabsprechen
dürfen. Der Turm würde wohl noch stärker
wirken, wenn er nicht durch eine sehr reiche
Vertikalgliederung der Wandflächen allzu stark
vorbereitet wäre. Aber nachdem man das Gebäude
, dessen Eingangsseite statt nach dem
Rheine, nach einem Bahndamm gewendet steht,
ja nicht einfach um neunzig Grad drehen konnte,
blieb wohl zur Schaffung einer repräsentativen
Rheinfront keine andere Belebungsmöglichkeit..
Daß aus einer alten, verkommenen Kaserne durch
Veränderung der Fensterschlitze, Überhöhung
des Daches und Anfügung zweier Seitenflügel
ein so schmucker Museumsbau entstehen konnte,
ist ebenfalls ein Verdienst Abels; und dort wo
früher niedere Pferdeställe einen traurigen Reitplatz
umgaben, da blüht heute ein entzückend
gepflegter, blumiger Innenhof im freundlich-
wreißen Viereck der einstöckigen Galerie. Die
Innengestaltung dieser Bauten stammt von Josef
Op gen Oorth, dessen eigenartige Begabung sich
am deutlichsten in dem lichtdurchfluteten Ruheraum
des Museumsbaus mit seinen Blumentreppen
zeigt. . . Neu gebaut wurde das Rheinterrassenrestaurant
und das Staatenhaus. Auch sie von
Stadtbaudirektor Abel; beide in roten Klinkern.
Vom Staatenhaus wird allerdings nur der halbkreisförmige
Arkadenvorbau stehen bleiben,
während die fächerförmig angefügten Ausstellungsräume
nach Schluß der Ausstellung
wieder verschwinden sollen. Durch den mittleren
Torbogen des Staatenhauses erblickt man das
Gebäude der Kölnischen Zeitung von Riphahn,
leise an ein großes Schiff erinnernd, mit seinen
übereinander liegenden, flachen Dachformen und
ganz bewußt in den Torausschnitt hineinkomponiert
, durch den man es zuerst erblickt. . .
Weniger geglückt scheint Fritz Högers Ausstellungsbau
des Hamburger Fremdenblatts, der
ein rein äußerliches Motiv etwas zu deutlich den
Grundriß bestimmen läßt, so daß, nur um einer
spielerischenldee willen, der Innenraum ohne Geltungbleibt
. . VondemumgekehrtenGesichtspunkt
ließ sich mit viel Glück der Kölner Architekt Hans
Schumacher leiten, als er sein Haus des Allgemeinen
Deutschen Gewerkschaftsbundes ausschließlich
von den Forderungen der Innenräume
— Leseraum, Statistiken, Ausstellung von Zeitungen
und Broschüren, Kino — bestimmen ließ
und dabei für klare Aufteilung, sichere Lichtverteilung
und Farbengestaltung sorgte; die
äußere Form des Hauses ergab sich aus allem
diesem von selbst. . . Ein amüsantes Wechselspiel
zwischen Innen- und Außenbau bietet das Mosse-
haus, in dem Erich Mendelsohn einen langgestreckten
, nach vorn zu rund ausladenden Glasbau
hinstellt, dessen Inneres von kameraartig
geschachtelten Räumen mit einem Umgang gebildet
wird. .. Ein interessantes Experiment zum
mindesten ist die protestantische Kirche von
Emil Rartning; hier sind unter ausschließlicher
Verwendung von Glas, sichtbar angebrachten
Stahlträgern und Kupferplatten zur teilweisen
Wand- und Dachverkleidung die Formungsprinzipien
der Gotik bis zum Extrem durchgeführt
. Glücklich ist der Gedanke, Chor und
Gemeindehaus nicht durch eine Vierung zu
trennen, sondern in einer Eiform miteinander
zu verbinden. Doch wirken die Faiben und
Formen der Fenster, die doch sammeln und
erheben sollen, eher düster und unruhig; auch
ist die helle Holzdecke nicht der Abschluß,
den ein solcher Raum braucht; sie wirkt nicht
schwer genug, zieht den Blick nach oben, anstatt
eine organische Lösung der aufstrebenden Prinzipien
durch ein Lasten zu bieten. . . Am Eingang
zum Vergnügungspark steht der Kaffee-
Hag-Turm von Bernhard Hoetger, eine Anlage,
die gewüß durchdacht und in guten Verhältnissen
aufgeführt, aber durch äußerliche Spielereien
verzettelt ist.

Weiterhin ist von einigen Wandbildern zu
sprechen. Die meisten, denen man begegnet, sind
nicht der Rede wert. Sind unsere Künstler nicht
mehr auf die großen Formate und die besondere
Technik eingestellt oder woher kommt das Versagen
, wenn einmal eine der monumentalen
Aufgaben gestellt wird, nach denen die Maler
immer so sehr verlangen? Selbst eine gute Begabung
wie Krauskopf versagt, wenn Bilder aus
dem Studentenleben auf einer überlebensgroßen
Wand gestaltet werden sollen. Oder da ist ein
noch wrenig bekannter junger Düsseldorfer,
namens Schöllgen, der eine Madonna für die
katholische Abteilung malte. Die Idee, die Madonna
mitten in das Gewürre unserer Zeit,
zwischen Hochhäuser, Fabriken, Brücken, Hochöfen
und Flugzeuge zu setzen, ist gut und
der Tendenz dieser Abteilung durchaus angemessen
, aber die Durchführung hat dann nicht
die Einheit, die doch eben mit dem Kunstwerk
bewiesen werden soll . . . Eine starke Gebundenheit
an äußere Forderungen spürt man bei Fritz
Burmann, der für das Ostpreußenhaus den Einzug
der Ritter ins Ordensland malte. Einmal
mußte er bei der Farbgestaltung den Kampf mit
einer Landkarte aufnehmen; dann war auch
das Motiv an sich, das gegeben war, reichlich
zäh. Er half sich durch eine sehr starke Stilisierung
in Farbe und Form und erreichte so ein
einheitliches Gesamtbild, wenn auch etwas auf
Kosten der Lebendigkeit . . . Am günstigsten
steht Franz Heckendorf da, dessen Aufgabe allerdings
auch nach Motiv und Platz vorteilhaft

52


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_60_1929/0076