http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_60_1929/0090
A.SCHNECK, STUTTGART. WOHNRAUM MIT ESSNTSCHE IM EINFAMILIENHAUS VON ALEX. KLEIN
Ausführung: Deutsche W erkstätten, Berlin
zum Eßraum sind als Fortschritt zu begrüßen.
Neben einer Reihe besonders erfreulicher Bauten
, von denen noch zu sprechen sein wird,
bedeutet die Begegnung mit den Tessenovvschen
Häusern eine große Enttäuschung. Gerade von
Heinrich Tessenow, der zu den bedeutendsten
deutschen Architekten gerechnet werden muß,
und der sich noch aus ihrer Gesellschaft durch
ein besonderes feines, lebendiges Gefühl für das
organische Wachstum eines Bauwerks und
seine Beziehung zur Landschaft heraushebt,
hätte man mehr erwartet. Vor allem verunglückt
ist sein Einfamilienhaus, das unter ungenügender
Berücksichtigung aller hier doch notwendigen
Rationalisierung entstanden ist. Der
enge Schlauch der Küche enthüllt die Unzweck-
mäßigkeit des ganzen Baues, der aus winklig
angelegten und schlecht ausgenützlen Räumen
zusammengewürfelt erscheint.
Um so stärker offenbart das daneben liegende
Haus von Prof. Paul Schmitthenner (Stuttgart)
seine Vorzüge. Allein schon die Art der Fas-
sadenbehandlung erweist, wie lebendig man
eine Tradition fortentwickeln kann, ohne an ihr
ängstlich zu kleben. Unter klarster Gliederung
im einzelnen ist hier die größte Raumaus-
nützung erreicht worden. Kern des Hauses ist
der große W ohn- und Speiseraum, der das Haus
mit dem Garten verbindet. Trotz der geringen
Deckenhöhe wurde durch die Anordnung der
Fenster und der Durchgänge eine Weiträumigkeit
erlangt, die dem wahren Wohnbedürfnis
des heutigen Menschen entspricht und die gerade
so notwendig erscheint wie alle gärtnerischen
und sonstigen Anlagen.
Die beste Lösung der gleichen Wohnhausgattung
stammt von Prof. Hans Poelzig. Er
zeigt ein Einfamiliendoppelhaus und ein Einfamilienhaus
. Letzteres hat im Erdgeschoß
drei Wohnräume, Küche, Diele, Kleiderablage,
Klosett, im Obergeschoß drei Schlafräume,
Mädchen-, Gastzimmer, Bad. Das Haus eröffnet
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