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MAX KRÜGER. DECKENBELEUCHTUNG
Dingen der Inneneinrichtung gehören wie
Möbel, Tapeten und dergleichen, die der Architekt
, wenn er es versteht, mitentwirft. Bestenfalls
gelingt ihm dies für die unbelebte Tageserscheinung
, doch wüßte ich mich nur weniger
guter Lösungen zu erinnern, wo die lebendige
Strahlenwirkung des künstlichen
Lichtes sowohl den Träger des
Lichtes wie dieses selbst als ergänzende
und bildende Glieder in
den Raum einordnete.
Max Krüger hat für diesen Teil
seines speziellen Könnens in Festsälen
, Hotels, Warenhäusern und
Museen, soweit man ihm freie
Hand ließ, schon vollgültige Proben
abgelegt. Das sind und bleiben
aber in jedem Fall besondere
Einzelleistungen, die vielleicht einmal
für sich allein behandelt werden
könnten. Unsere heutigen Abbildungen
veranschaulichen im Gegenteil
typisierte Formgebungen,
aus denen gewählt oder nach denen
für bestimmte Zwecke Geeignetes
neu geformt werden könnte. Krüger
bietet bereits eine so große
Zahl von Typen, daß solche Auswahl
oder Vereinbarung in der Tat
schon möglich erscheint. Darin
liegt kein Widerspruch zu dem
oben Gesagten; freilich wäre eine
jedesmalige neue Komposition
wünschenswert, sie ist aber aus
wirtschaftlichen Rücksichten nicht
immer möglich, und dann gibt es
ja auch, gerade in der modernen
und modernsten Baukunst, schon
so viele typische Raumlösungen,
die bis zur Normierung gehen, daß
die Gewähr für ein Zusammenstimmen
gegeben erscheint. Hier
ist dann nicht mehr die raumbildende
Aufgabe die wichtigste —
man kann sie kategorisch durch die
Wahl von direktem, diffusem oder
in Stangenform ausgezogenem
Licht oder in anderer, bereits
erprobter Weise lösen —, sondern
die Eigenwirkungdes Beleuchtungskörpers
selbst.
Den Zwiespalt in der Tageserscheinung
und in der Abendwirkung
des Beleuchtungskörpers so sehr wie irgend
möglich aufzuheben, ist seit Anfang das Bestreben
Krügers gewesen, und die kritische
Betrachtung der hier beigegebenen Abbildungen
möge hauptsächlich auf diese Vorstellung
hingelenkt sein. Ich sehe den Vorzug
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