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Instrumenten - und nicht zum mindesten die gleiche Herzens^
gute, berufliche Khrlichkeit ~- und kindlich gläubige religiöse
Ueberzeugung. Was Pare mit gallischem Ingenium auf
breiter Basis an die Hand genommen hatte, das führte ein
halbes Jahrhundert später Hildanus mit deutscher Gründlichkeit
nicht minder zielbewusst weiter, nämlich die anatomische
, klinische und beruflich ^ ethische Erziehung des
Chirurgen.
Die weit über die Chirurgie und die Medizin hinausgehenden
allgemeinen Interessen des Hildanus und sein
mutiges Ankämpfen gegen Hexenwahn und Folter, im Verein
mit seinem Freund Wierus, haben das ihrige getan, um den
moralischen Kinfluss des Mannes zu erhöhen, und
so steht er nicht nur da als der « erste wirklich grosse deutsche
Chirurg», wie ihn Sudhoff nennt, sondern als ein geistiger
Führer seiner Zeitgenossen überhaupt.
Es wäre ungerecht, wenn wir nicht der Rolle seiner Frau,
der Genferin Maria Colinet, in dem Lebenswerk des Hildanus
gedächten. Es ist uns aus der Geschichte der Chirurgie kaum
eine Chirurgenfrau bekannt, welche in gleichem Masse tätigen
Anteil an dem Berufe ihres Mannes genommen hätte, wie
sie. Nicht nur half sie ihm bei seinen Operationen und be*
sorgte sie einen Teil seiner geburtshilflichen und gynäko^
logischen Praxis, sondern sie ersetzte ihn auch bei beruflichen
Abwesenheiten auf anderen Gebieten der ärztlichen Tätige
keit. Die von ihr mit bestem Erfolg geleitete Behandlung
eines schlimmen Knochenbruches legt hiervon Zeugnis ab.
Dass die Colinetia, wie sie im Briefwechsel des Hildanus
oft genannt wird, ob ihrer ärztlichen Betätigung ihre Haushaltung
und die Erziehung ihrer acht Kinder nicht ver*
nachlässigte, das betont Hildanus ganz besonders.
Was von Ambroise Pare begonnen und von unserem
grossen Berner Meister fortgesetzt wurde, das wirkte durch
das ganze 17. Jahrhundert nach. Die grosse, erst nach seinem
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