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Vorwort
D as Studium des Centrainervensystems gehört zweifellos zu den schwierigsten
Aufgaben der Anatomie Deshalb bedarf der Studierende, aber auch der Arzt am Secirtisch,
da ihnen nicht immer frisches natürliches Material zu Gebote steht, solcher Abbildungen
des Gehirns, welche in Einzelheiten und Grösse möglichst naturgetreu sind. Abgesehen
von der kostspieligen plastischen Nachbildung liefert allein die Photographie des frischen,
nicht durch Konservirungsflüssigkeiten veränderten Gehirns, in dieser Beziehung ein
Hülfsmittel von genügender Brauchbarkeit. Da eine zweckentsprechende Zusammenstellung
derartig; gewonnener Oberflächen und Schnittbilder des Gehirns bisher noch nicht zu Nutz-
barmachung für weitere Kreise vervielfältigt ist, entschloss sich der Unterzeichnete zur
Herausgabe des vorliegenden Atlas, von dem er hofft, dass derselbe eine willkommene
Ergänzung zu den Lehr- und Handbüchern bieten wird.
Während aber die makroskopische Anatomie des Gehirns bereits seit längerer Zeit
keine wesentlichen Forschungsergebnisse zu verzeichnen hat, haben die neuen Untersuchungsmethoden
(vergleichend - anatomische, experimentelle und Silber - imprägnation)
in den jüngsten Jahren unsere Anschauungen über den feineren Bau des Centralnerven-
systems wesentlich gefördert. Deshalb war es notwendig, um den oben umgrenzten
Zweck des Buches zu erfüllen, den Photographien einen erklärenden Text und schematische
Darstellungen des Faserverlaufes hinzuzufügen. Letztere glaubte der Unter-
zeichnete dadurch übersichtlicher zu machen, dass er von der üblichen Darstellungsweise
(in einem einzigen schematisch gedachten Schnitt den Faserverlauf einzuzeichnen) Abstand
nahm, und lieber das Schema des Einblicks in eine nischenartig ausgehöhlte Grosshirn-
hemisphäre ausführte.
Die Photographien wurden in der Weise angefertigt, dass die frischen Gehirne
eventl. deren Durchschnitte mit Wasser abgespült und möglichst in ihrer natürlichen Lage
durch Kittsubstanz auf einem Teller fixirt wurden. Dann wurde die Camera mit Holzschrauben
so befestigt, dass direkt von oben nach unten photographiert wurde. Die
Expositionszeit (bei Anwendung von kleinen Diaphragmen) für die Schnitte dauerte 5—10
Minuten, für die unebenen Flächen 20—30 Minuten. — Herrn Prof. Mendel und Herrn
Assistenten des Laboratoriums Dr. L. Jacobsohn möchte ich für das freundliche Interesse,
das sie meiner Arbeit geschenkt, hier meinen besten Dank aussprechen.
Schliesslich möchte ich auch meinem Verleger, Herrn Karger, meinen Dank abstatten
für die unermüdliche Sorgfalt, mit der er sich der äusseren Ausstattung des Atlas
angenommen hat.
BERLIN, -2. Jum 1894.
Edward Flatau.
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