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ständiger nervöser Einheiten, welche durch Kontakt mit einander verbunden sind und
auf einander einwirken.
Auf einem Rückenmarksquerschnitte (Fig II) sehen wir, dass die graue Substanz,
welche die bekannte H-Form zeigt, von der weissen Substanz umgeben ist. Durch die
Fissura longitidun. ant. (Fig. II, 10) und das Sepram longitid. post. (Fig. II, 9) ist das
Rückenmark in zwei Hälften geteilt. Die weisse Substanz jeder Hälfe wird durch den
Eintritt der vorderen (Fig. II, r. a.) und hinteren (Fig. II, r. p.) Wurzeln in 3 Stränge,
in die Vorder-, Seiten- und Flinter-Stränge getrennt. Diese 3 Stränge enthalten folgende
Faserstrangsvsteme:
1. Der Vorderstrang:
a) Pyramidenvorderstrangbahn (lange Bahn) (Fig. II. 1 rot);
1)) das Grundbündel des Vorderstrangs oderVorderstrangrest (kurze Bahn) (Fig.II, 2).
2. Der Seitenstrano-:
a) Pyramidenseitenstrangbahn (lange Bahn) (Fig. II, 5 rot);
b) Grundbündel des Seitenstrangs oder Seitenstrangrest (kurze Bahn) (Fig. II, 3).
c) Gowers'sches Bündel oder aufsteigender anter.-lateraler Strang (lange Bahn)
(Fig. II, 4 blau);
d) Kleinhirnseitenstrangbahn oder Flechsig'sches Bündel (lange Bahn) (Fig. II, 6).
3. Der Hinterstrang:
a) Keilstrang oder Burdach"scher Strang (kurze Bahn) (Fig. II, 7 grün);
b) Zarter Strang oder GoH'scher Strang (lange Bahn) (Fig. II. 8).
Im allgemeinen lässt sich sagen, dass die weisse Substanz des Rückenmarks
hauptsächlich aus longitidunalen Fasern besteht, welche Fortsetzungen der Nervenfortsätze
von Zellen darstellen. Alle diese Fasern enden mit feinen Endbäumchen frei. Von allen
gehen ausserdem während ihres Verlaufes unter rechtem Winkel Seitenästchcn, sogen.
Collateralen ab. welche sich gleichfalls in Endbäumchen auflösen und frei enden.
Die Endstücke jeder Stammfaser treten ebenso wie ihre Collateralen in die graue Substanz
ein, wo sie die hier liegenden Zellen kontaktweise umgittern.
An der grauen Substanz unterscheiden wir mikroscopisch ein Vorderhorn (Fig. II,
cornu ant.), ein Seitenhorn (gut ausgeprägt in cervicalem und oberen dorsalen Mark)
und ein Hinterhorn (Fig. IL cornu post.). Die Spitze des Flinterhorns - - Apex ist durch
die sogen. Substantia gelatinosa Rolando umgrenzt; das Hinterhorn erreicht nie die Oberfläche
des Rückenmarks, sondern es ist von letzterer überall durch Markgebiet (Li s sau ersehe
Randzone. Waldeyer's Markbrücke) (Fig. II, L. R.) getrennt. Diebeiden
Hälften des Rückenmarks sind durch eine Kommissur verbunden, welche in einen
vorderen, Markfasern enthaltenden Teil — ..Commissura ant. sive alba" und einen hinteren
Abschnitt zerfällt, der aus grauer Substanz besteht und den Centralcanal in sich fasst —
„Commissura post. sive grisea". Die graue Substanz, des Rückenmarks besteht aus
neurogiia, aus den in letzterer eingebettet liegenden Nervenzellen und Nervenfortsätzen
und aus Blutgefässen. Die Nervenzellen teilt man in 3 Kategorien ein: a) motorische
Zellen, b) Strangszellen, c) Binnenzellen auch Reflexzcllen oder Golgische Zellen genannt.
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