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(Fig. II, L. R.), auch Waldeyer's Markbrücke und Flechsig'sche laterale hintere Wurzel-
zone genannt. Alle aufsteigenden Fasern der lateralen Portion gehören zu den oben beschriebenen
kurzen Fasern. 2. mediale Portion (Fig. I. 3. 4 blau: Fig. III. 4. 5. 0
schwarz), welche bedeutend umfangreicher als die laterale ist. besteht aus Fasern, die
bogenförmig nach innen verlaufen, um sich in verschiedenen Bezirken der Burdach'schen
Stränge zu verteilen. Sie teilen, sieh erst hier in ab- und aufsteigende Fasern. Der Verlauf
der absteigenden Fasern ist uns schon bekannt. Was die aufsteigenden Fasern
dieser Portion betrifft, so teilt man sie in kurze und lange Fasern. Die kurzen (Fig. I.
3 blau) biegen nach einem mehr oder weniger kurzen Verlaufe in die graue Substanz
des Rückenmarks um. während die langen Fasern (Fig. I. 4- blau) durch das ganze
Rückenmark cerebralwärts verlaufen und erst in der med. obl. ihr Emde finden. Es ist
eine bewiesene Thatsache, dass die langen aufsteigenden Fasern (Fig. I, 4 blau) während
ihres Verlaufes durch die nächst höher auftretenden Hinterwurzelfasern (Fig. I. c blau)
immer mehr nach der Mittellinie hingedrängt werden. In dieser Weise werden die langen
aufsteigenden Fasern der Sacralnerven durch die lumbalen nach innen verschoben, die
lumbalen durch die dorsalen Lind die letzteren durch die cervicalen, so dass z. I]. im
Halsmarke die sensiblen aufsteigenden Fasern der Sacralnerven am meisten medial (am
septum posterius), die der Halsnerven am meisten lateral gelegen, sind. In den Burdach-
schen Strängen verlaufen hauptsächlich die kurzen aufsteigenden Fasern; deshalb
rechnet man diese Stränge zu den kurzen Bahnen: man muss aber nicht vergessen, dass
die Bnrdach'schen Stränge sich zum nicht geringen Teile auch aus den langen aufsteigenden
Fasern aufbauen, nur dass diese langen Fasern durch die neu eintretenden
nach der Mittellinie hingedrängt werden; sie verlassen deshalb bald diese Stränge, indem
sie in schräger Richtung zu den Göll'schien Strängen ziehen, in welchen sie ihren Längsverlauf
cerebralwärts bis zur med. obl. fortsetzen (Fig. I. 4 blau). Die Goll'schen Stränge
bestehen also ausschliesslich aus den langen aufsteigenden Fasern. In der med. obl.
enden diese langen Fasern um die Zellen des nucl. gracilis und nucl. cuneatus in der
schon mehrfach beschriebenen Weise. Die Zellen dieser Kerne bilden also ein Analogen
der Strangszellen des Rückenmarks. Auf diesem langen Wege gelangen die peripher
entstehenden sensiblen Reize durch die sensible Nervenfaser — Spinalganglienzelle
Hinterwurzelfaser — lange aufsteigende Faser zu den Zellen des nucl. grac. et nucl.
cuneatus, also gleichfalls p e r i p 1km- e s e n s i b 1 e B a h n o d o r s e n s i b 1 e L e i t u n g
I. Ordnung.
Der auf diesem Wege bis hierher gelangte sensible Reiz nimmt nun folgenden
weiteren Verlauf. Die Nervenfortsätze der Zellen des nucl. grac. et nucl. cun. gehen in
Fasern (Schleifenfasern) über, die bogenförmig zur Mittellinie ziehen (Fig. I. 17 blau),
sich hier mit analogen Fasern der anderen Seite kreuzen (Schleifenkreuzung) und hierdurch
die sog. mediale oder obere Schleife bilden (Lemmscus medialis). Hierbei
ist gleich zu bemerken, dass auch die meisten sensiblen Hirnnerven ihre gekreuzten Verbindungen
mit der. medialen Schleife besitzen, welche mit ihr weiter zu der Hirnrinde
verlaufen (Fig. I, 13, 14, 15, 10 blau). Die Fasern der medialen Schleife verlaufen
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