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wurde gezeigt, dass die Fasern, aus welchen die beiden Bahnen aufgebaut sind, durch
das Rückenmark, med. obl. und pons Varolii in dem Hirnschenkel gehen1), um von da
aus etwa facherartig sieh ausbreitend zu der Hirnrinde auszustrahlen.
Ausser diesen Projektionsfasersystemen des Grosshirns bestehen andere, die aus
allen Bezirken der Grosshirnrinde entspringen und teils zu dem Hirnschenkel, teils zu den
Grosshirnganglien fächerartig convergiren. Alle diese Projektionsfasern zusammen mit den
beiden obenerwähnten, bilden den sog. St ab kränz (corona radiata Reilii). Die anatom.
Verhältnisse dieser Fasern (abgesehen vorläufig von dem Stabkranz der Grosshirnganglien)
sind am besten an einem Durchschnitt durch den Hirnschenkel zu studieren. Auf
solchem Durchschnitt (Fig. VII) sieht man, dass der Hirnsehenkel durch die substantia
nigra Soemmeringii (Fig. VII, s. S.; Tab. VI, Fig. B, 3) in zwei Portionen getrennt wird;
die obere Portion nennt man Haube (Tegmentum, Fig. VII. T). die untere Fuss (Basis,
Fig. VII, B). Wir treffen auf diesem Durchschnitte Bezirke , die uns schon von früher
bekannt sind:
In dem mittleren Drittel der Basis liegen die Pyramidenbahnen der spinalen
Nerven (Fig. VII, 3 rot gestrichelt), die aus der motor. Hirnrinde (Fig. V, 1, 1' rot) entspringen
, den hinteren Sehenkel der caps. int. durchsetzen, um durch den Hirnschenkelfuss
weiter durch den Hirnstamm und das Rückenmark ihren Verlauf fortzusetzen.
Medialwärts von diesem Felde liegen die Py-bahnen der motorischen Hirnnerven (Fig. VII,
2 rot punktiert), die aus dem unteren Drittel der motor. Rindenzone (Fig. V, 2 rot) stammen
und durch das Knie der inneren Kapsel, zum Hirnschenkelfuss und weiter abwärts zu den
motor. Hirnnervenkernen verlaufen. Dicht unter der Subst. nigra (oberhalb der Py-
bahnen) liegt das Feld (Fig. VII. 4 blau), welches« die centrale sensible Hirnnervenbahn
darstellt. Weiter gelangen die Fasern dieser Bahn cerebralwärts durch das carrefour
sensitif zu der Hirnrinde (vielleicht die hintere Centraiwindung und Parietallappen). In
der Haube befindet sich die mediale Schleife (Fig. VII, 4 blau), welche wie bekannt
dir (-(Mitrale sensible Bahn darstellt; die Fasern der medialen Schleife verlaufen weiter
centripetal durch das carrefour sensitif, sie bilden die sog. Haubenstrahlung und
enden in der Hirnrinde (hintere Gentraiwindung und Parietallappen). Es muss dabei
bemerkt werden, dass die Fasern der Haubenstrahlung von der Haube ab durch die
regio subthalamica zu dem carrefour sensitif ziehen; von da ab geht ein Teil der Fasern
direkt zu der Hirnrinde; ein anderer Teil der Fasern zieht aber zuerst an der Basis des
Linsenkerns entlang (Linsenkernschlinge Fig. VIII. 3' blau) und wendet sich, indem er
ziemlich bogenförmig den Linsenkern durchsetzt, naeh oben, um auf diesem Wege zu
der Hirnrinde zu gelangen. In tegmentum liegt ausserdem die laterale Schleife, welche
die centrale aeustische Bahn darstellt.
Ausser diesen Bahnen sieht man an dem Querschnitte noch zwei, bis jetzt noch
dicht erwähnte Bahnen. Medialwärts von den gesamten Pv-bahnen liegt die sog. frontale
*) Wir sehen jetzt ab von der physiolog. centripetalen oder centrifugalen Richtung der Fasern und
meinen nur ihren anatom. Verlauf.
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