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b) Fasern die ans dem nucl. cuneatus derselben Seite (Fig. IX. 2 blau) zum
vermis sup. verlaufen;
c) Fasern die aus dem nucl. gracilis derselben (Fig. IX. 3 blau) und entgegengesetzten
(Fig. IX. 4 blau) Seite zum verm. sup. ziehen;
d) Fasern die aus den Purkinje'sehen Zellen der Kleinhirnrinde entspringen und
zu den unteren Oliven der entgegengesetzten Seite verlaufen (Kleinhirnolivenfasern
Fibräe cerebello-olivares Kölliker's — Fig. IX. 5 blau);
e) Fasern die aus den Zellen des Deiters'schen Kernes entspringen (s. n. vesti-
bularis) und zu dem Dachkern der entgegengesetzten Hemisphäre des Kiemhirns
gelangen (Fig. IX, 6 blau). Diese Fasern, welche direkte Sensor
i s c he Kleinhirn b a h n genannt werden, verbinden also den n. vestibulär
! s mit dem Kleinhirn. Sie sollen sich dann weiter in den Bindearmen
(Mendel, Flechsig) fortsetzen und nach ihrer Kreuzung zur Hirnrinde verlaufen.
D e r m i 111 e r e Klei n h i r n s c h e n k e 1 besteht aus Fasern, die in der Kleinhirnrinde
beginnen und a) zu den Zellen der Brücke derselben und der gekreuzten Seite
(Fig. IX, 9 grün) und weiter mit den Vorderseitenstrangfasern cerebralwärts verlaufen
(Fig. IX, 11 schwarz) (spinales Bündel Bechterew 's); b) sich in der Raphe kreuzen
(Fig. IX, 9 grün) und zu denjenigen Zellen der Brücke gelangen, in welchen auch die
Fasern der oben angeführten frontalen und oeeipito-temporalen Brückenbahnen (Fig. IX,
12 schwarz; Fig. VII, 1. 5) enden; es entsteht dadurch eine gekreuzte Verbindung des
Kleinhirns mit dem Grosshirn (cerebrales Bündel Bechterew's).
D e r v o r d e r e Klei n h i r n s c h e n k e 1 wird aus Fasern (Fig. IX, 8 rot) aufgebaut,
die hauptsächlich aus dem nucl. dentatus (auch aus der Rinde) zu dem roten Kern der
entgegengesetzten Seite verlaufen. Von dem roten Kern entspringen dann weiter Fasern
(Fig. IX, 13 schwarz), die zum Thalamus und von dem letzteren (Fig. IX, 14- schwarz)
zu ' der Grosshirnrinde (CentralWindungen?) ziehen. Fs entsteht dadurch ebenfalls eine
gekreuzte Verbindung des Kleinhirns mit dem Grosshirn.
Seit den berühmten Experimenten von Flourens betrachtet man das Kleinhirn als
Organ der Koordination. Als solches bekommt es von der Peripherie verschiedene
sensible Empfindungen, die wahrscheinlich von dem Kleinhirn vermittelst besonderer
Bahnen dem Organ des Bewusstseins (der Grosshirnrinde) übertragen werden, wo sie der
Entstehung unserer Vorstellungen von Raum und Lage zu Grunde liegen. Von der
Grosshirnrinde gehen dann rückwärts zum Kleinhirn Einwirkungen, welche auf die aus
dem Kleinhirn ausgehende Koordinationsimpulse eine Kontrolle ausüben. Die anatomischen
Wege, die diesen plrysiolog. Funktionen zu Grunde liegen, sind folgende: durch
die Kleinhirns eitenstrangb ahn (Fig. IX, 1 blau) soll das Kleinhirn die visceralen Empfindungen
erhalten; durch die Fasern, die aus den nuclei grac. et cuneati entspringen
(Fig. IX, 2, 3, 4 blau) - - das sog. Muskelgefühl; durch die direkte sensorische Kleinhirnbahn
(Fig. IX, 6 blau), event. durch den n. vestibularis steht das Kleinhirn in Verbindung
mit den halbzirkelförmigen Kanälen des Labyrinths, welche bei der Gleichgewichtserhaltung
unseres Kopfes eine wichtige Rolle spielen. Die Bahnen, vermittelst welcher
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