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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/fr_stadtbild_1969-01/0009
Ring erhalten (man nehme sich ein Beispiel an anderen Großstädten wie Frankfurt und
Köln).

Es ist im übrigen irrig, wenn man glaubt, an Stelle des Waldes könnten Grünstreifen zwischen
den neuen Siedlungs- und Industrieflächen dieselbe Wirkung hervorbringen. So wertvoll
jeder Baum im städtischen Grau aus hygienischen wie auch ästhetischen Gründen ist
(weshalb man nicht leichtfertig die Axt anlegen darf), so kann doch nur der größere geschlossene
Waldbestand die geschilderten gemeinnützigen Einflüsse auf Erholung und Gesundheit
, Klima, Luftreinhaltung und Wasserhaushalt zustandebringen!

Auch für Lehrzwecke ist der Mooswald für die Forstwirtschaft und Pflanzensoziologie der
Uni unentbehrlich. Das oft vorgebrachte Argument, Freiburg werde eine „Armenstadt", wenn
man im Mooswald nicht Flächen für Industrieansiedlung ausweise, kann nicht als stichhaltig
bezeichnet werden. Jeder Fachmann weiß, daß die Beschäftigtenzahl im tertiären
Sektor, dem Dienstleistungsbereich, künftig stark überhandnimmt, und das gilt im besonderen
Maße für das „Oberzentrum Freiburg". Hinzu kommt, daß die Industrieansiedlung
erhebliche finanzielle Folgelasten (Erschließung, Versorgung usw.) mit sich bringt, die
beim heutigen — erst recht beim künftigen — Steuerausgleich unter den Gemeinden durch
entsprechende Einnahmen kaum aufgewogen werden (interessant ist in diesem Zusammenhang
der kürzliche Disput zwischen Stadtkämmerer und Stadtwerken!). Wenn die vorhandene
Industrie Ausdehnungsmöglichkeiten sucht, so könnte dies durch entsprechende
interkommunale Vereinbarungen auf Gemarkung Hochdorf — also in größerer Entfernung
vom städtischen Siedlungskomplex und jenseits eines breiten Mooswaldgürtels — in ausreichender
Weise geschehen. Man sollte die Bevölkerungszunahme der Stadt nicht durch
Opferung des stadtnahen Waldes gewaltsam beschleunigen wollen, sondern hauptsächlich
das Wohl und die Gesundheit der vorhandenen Bürger im Auge haben!

Bei unausbleiblichen Waldinanspruchnahmen sollte mindestens der von Stadtrat Dr. Bauer
verlangte Grundsatz durchgesetzt werden, daß dafür gleichwertige Flächen in der Nähe
aufgeforstet werden müssen (Badische Zeitung 1.2.1966). Auch nach einem gemeinsamen
Erlaß des Landwirtschaftsministeriums, des Innenministeriums und des Kultusministeriums
über die Erhaltung des Waldes vom 9.2.1967 hat der Grundsatz der Walderhaltung —
außer bei Inanspruchnahmen ganz unbedeutenden Umfanges — in Verdichtungsräumen
und in der Nähe von Städten unbedingten Vorrang vor anderen Interessen und Maßnahmen.
Daß der ganze Wald um Freiburg, insbesondere aber auch die jetzt im neuen Flächennutzungsplan
wiederum zur Besiedlung vorgesehenen Teile des Mooswaldes, zu diesem unbedingt
erhaltungswürdigen Wald gehört, kann wohl nicht bezweifelt werden. Noch bevor die
neuen Pläne bekannt waren, haben wir deshalb auch in der Kreisstelle für Naturschutz
und Landschaftspflege (unter Vorsitz von Bürgermeister Zens) Mitte Mai die Entschließung
eingebracht, daß der ganze Mooswald (mit Ausnahme der noch für Landwasser vorgesehenen
Teile) unter Landschaftsschutz gestellt werde. Hoffen wir, daß die Wälder um
Freiburg und das ergänzende Grün in der Stadt zum Wohle der „Randstadt Breisgau" und
der in ihr wohnenden Menschen erhalten werden. Oberbürgermeister Dr. Keidel möge
rechtbehalten mit seinen Worten (Badische Zeitung 30.5.1968):

„Freiburg ist keine moderne Industriestadt. Es war immer eine Kultur- und Handelsstadt,
ihr größter Wert ist ihre Landschaft. Das soll so bleiben."

(Verfasser ist Leiter der Abteilung Landespflege der Baden-Württembergischen Forstlichen
Versuchs- und Forschungsanstalt und Lehrbeauftragter der Universität Freiburg für Landespflege
und -planung, er ist Mitglied der Kreisstelle für Naturschutz und Landschaftspflege
des Stadtkreises Freiburg, Beiratsmitglied der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald und
Mitglied des Unterausschusses „Raumordnung und Landespflege" des Deutschen Forstwirtschaftsrates
.)

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