Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 2651
Arbeitsgemeinschaft Freiburger Stadtbild [Hrsg.]
Freiburger Stadtbild (1971): Vorschläge - Berichte - Dokumente
1971
Seite: 12
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/fr_stadtbild_1971-02/0012
„In den letzten 30 Jahren hat sich der Anteil der besiedelten Stadtfläche (bebaute
Flächen, Verkehrs- und Freiflächen) verdoppelt. Das Wachstum erfolgte fast ausschließlich
auf landwirtschaftlicher Fläche. Wald wurde kaum beansprucht. Diese Entwicklung
hält auch in Zukunft an, jedoch unter stärkerer Inanspruchnahme der Flächen
für die Forstwirtschaft."

Dazu muß folgendes entgegnet werden:

1. Die besiedelte Stadtfläche hat sich von 25,1 % auf 35,1 % erhöht und damit keinesfalls
verdoppelt.

2. Es wurden bereits über 200 ha Wald im stadtnächsten Bereich beansprucht, wenn auch
vielleicht noch nicht vermessen. Die statische Verringerung der forstwirtschaftlichen Fläche
von 46,5 % auf 45,8 % (also um rund 56 ha auf der Gemarkung) täuscht über diese Tatsache
hinweg.

3. Eine stärkere künftige Beanspruchung der Waldflächen ist zumindest im stadtnahen Bereich
undiskutabel I

Insgesamt gesehen erweckt also die Flächenbilanz den Eindruck, als ob der Wald bisher
fast verschont worden sei und das künftig anders werden würde. Im Gegenteil! Man muß
deshalb auch dem Berichterstatter in der Badischen Zeitung vom 24.6.1971 widersprechen
, wenn er schreibt: „Selbst im neuen Flächennutzungs-Entwurf sind keine so einschneidenden
Eingritte vorgesehen, daß man etwa von einer Gefahr für den Wald sprechen
konnte". Denn entscheidend ist beim Gutleutwald nicht, daß es ja nur etwa 1 "/» der
Freiburger Waldtläche ist (wofür man ja die Holzschlägermatte auf dem Schauinsland aufforsten
Könnte — und die Statistik würde wieaer stimmen!), sondern daß 400 000 qm für
Erholung und Lufttilterung optimal wirksame Grünfläche an dieser so wichtigen Stelle
kümtig im bebauten Raum gelegen) unwieaerbringiich geopfert werden sollen! Dafür heißt
es dann trosuich auf Seite ib des Häcnennutzungsplans:

.....Trotzdem greift das Wachstum der Stadt Freiburg in den westlich vorgelagerten

Mooswald ein. Diese Bebauung geschieht jedoch planvoll, und zwar so, daß die Substanz
aer Mooswälder für die ernoiungssucnende Bevölkerung ernalten bleibt."

Verdoppelung der Freiflächen oder grüner Schubkarren?

In der Flächenbilanz wird festgestellt, daß Freiburg mit Freiflächen, zu denen Grünanlagen,
Frieanöfe, Sportanlagen und Kleingärten zählen, im Vergleich zu einigen anderen Großstädten
unterversorgt ist; denn einer bebauten Fläche von 105 qm pro Einwohner stehen nur
17 qm solcher Freiflächen gegenüber. „Der Flächennutzungsplan versucht durch große Grün-
fläcnenausweisungen den henibedarf auszugleichen", heißt es folgerichtig, und man will den
Freinachenanieil je Einwohner bis 1990 menr als verdoppeln. Doch werden Grünflächen tat-
säcniich neu gescnatten, oder handelt es sich eben nur um eine „Ausweisung"?

Karte 7, Grünflächen, (diese müßte eigentlich Freiflächen heißen, aber die Begriffe werden
häutig durcneinandergebracht) und die trläuterungen auf den Seiten 13 bis 16 zeigen leider,
daß es sich bei näherer Betrachtung meist nur um ein Umfunktionieren tatsächlich bestehender
und als Grünflächen bereits wirkender land- und forstwirtschaftlicher Nutzflächen handelt.
Aus dem Schloßbergwald sollen Parkanlagen werden (ob die bereits vollzogene Auslichtung
und Entfernung des Unterholzes durch erleichtertes Eindringen von Staub, Abgasen und
Lärm vom Ring her ein Gewinn ist, mag bezweifelt werden), die schönen grünen Wiesen
zwischen Dreisam und Kartause geben Sportplätze, die westlich der Stadt liegenden Drei-
samwiesen werden zu einem Messegelände, und ein Teil der Felder beim Rieselfeld und am
Autobannzubringer Süd sollen Kleingärten bzw. Friedhöfen Platz machen. Hinzu kommt, daß
ein Teil derart zu „ergrünender" Flächen gar nicht — wie es im Plan behauptet wird — zum
Innerstädtischen Grün gezählt werden kann, wenn man z. B. an das geplante Grün an der
B 3 Richtung Wolfenweiler, an der Autobahn beim Mundenhof oder gar an die Zähringer
„Neumatten" beim Autobahnzubringer Nord denkt!

Sicherlich wird der Statistiker darauf hinweisen, daß man ja nicht in der Innenstadt Häuser
abreißen und Grünanlagen daraus machen könne (was einem echten Zugang entspräche und
trotz aller Bodenknappheit überlegenswert wäre), und daß man auch Sportplätze, Kleingärten
und Friedhöfe brauche (was niemand bezweifelt), und daß diese nun einmal üblicherweise
zu den Freiflächen gezählt würden. Doch meines Erachtens streut man mit der jetzigen
Zahlenakrobatik sich selbst Sand ins (grüne) Auge und reizt unnötig die rein wirtschaftlich
Denkenden, wenn man nicht deutlich darauf hinweist, daß das gesamte innerstädtische Grün
unter Einbeziehung von Wäldern, Wiesen und Feldern keineswegs verdoppelt wird, sondern
eher noch gegenüber dem jetzigen Bestand zurückgeht.

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